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Scheuersand für wache Kinder "Die Blümelein sie schlafen"

Deutsche Volkslieder | Bildquelle: colourbox.com

Bildquelle: colourbox.com

Mittagsmusik extra

Deutsche Volkslieder - Die Blümelein, sie schlafen

Musik und Text

Der Text stammt von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio (1840). Die Melodie ist die des Weihnachtslieds "Zu Bethlehem geboren".

Entstehungsgeschichte

Als Volksliedsammler konnte man auf zwei unterschiedlichen Wegen vorgehen. Man konnte die Lieder sammeln und veröffentlichen, die tatsächlich im Volk gesungen wurden. Oder man konnte Lieder veröffentlichen, von denen man sich wünschte, dass sie im Volk gesungen werden sollten. Etwa weil man von einem idealisierten "Volks"-Begriff ausging. Weil man glaubte, dass viele Volkslieder im Laufe langer Jahrhunderte an Qualität gelitten hätten und man dem etwas entgegensetzen wollte. Zu denen, die den zweiten Weg gingen, gehörte der deutsche Schriftsteller und Volksliedforscher Anton Wilhelm von Zuccalmaglio. Er hat für seine Volkslied-Edition immer wieder Texte selbst gedichtet, seine Autorenschaft jedoch verheimlicht und beispielsweise "vom Niederrhein" drübergeschrieben. Seine Kollegen wussten das, beispielsweise ereiferte sich Ludwig Erk, Zuccalmaglios "Volkslieder" kenne außer ihm nicht ein Menschenkind". Johannes Brahms hingegen hat Zuccalmaglios Tun verteidigt.

Vor allem durch Brahms, der viele von Zuccalmaglios Liedern mit einem Klaviersatz versehen hat, sind einige dieser Lieder dauerhaft zu Ruhm gelangt. Darunter auch das vom "Sandmännchen", dessen Text Zuccalmaglio auf die Melodie des Weihnachtslieds "Zu Bethlehem geboren" gedichtet hatte und das seitdem immer wieder als "echtes Volkslied" gedruckt worden ist.

Die Koboldfigur des Sandmännchens, das den Kindern, die nicht schlafen wollen, Sand in die Augen streut, ist nicht Zuccalmaglios Erfindung. Sie existiert mindestens seit dem 18. Jahrhundert und hat reale Vorbilder. Sandleute haben ihren Lebensunterhalt damit verdient, dass sie aus Flüssen oder unterirdischen Vorkommen Sand gewannen, den sie dann in großen, schweren Säcken von Haus zu Haus trugen und als Scheuersand verkauften.

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