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Mittagsmusik - Thema der Woche Nannerl Mozart

Nannerl wird sie gerufen von ihrem Vater Leopold Mozart, ihrer Mutter und ihrem Bruder Wolfgang. Sie ist - wie ihr Bruder - ein Kinderstar, kann aber dann keine professionelle Karriere als Pianistin starten. Wie ihr Leben verläuft, wie wichtig sie für ihren Bruder ist, erfahren Sie im Thema der Woche in der Mittagsmusik.

Porträt der Familie Mozart mit Maria Anna und Wolfgang Amadeus am Klavier, Vater Leopold mit Violine, an der Wand Portraet der Mutter Anna Maria. | Bildquelle: picture-alliance / akg-images

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Maria Anna Walburga Ignatia Mozart wird 1751 in Salzburg geboren. Sie ist die ältere Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart. Als Kinder bekommen beide eine gründliche Ausbildung am Clavier, aber Nannerl - wie man sie zu Hause ruft - erhält nicht den umfassenden Musikunterricht wie ihr jüngerer Bruder Wolfgang.

Zusammen mit ihrem Vater und ihrem Bruder geht sie mit elf Jahren auf Tourneen durch Europa. Die Kinder sehen Spiegelsäle, diverse Großstädte, vornehm gekleidete Adelige, spielen vor der österreichischen Kaiserin, bekommen edle Tabatiers und Etuies geschenkt, sind Kinderstars.

Maria Anna Mozart "Nannerl" | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Doch kaum ist Nannerl in der Pubertät endet ihre Karriere. Als virtuose Pianistin aufzutreten ist für sie nicht vorgesehen und gesellschaftlich auch nicht möglich. Nannerl muss daheim in Salzburg bleiben, wenn ihr Bruder Wolfgang mit seinem Vater unterwegs ist und vor Adeligen spielt.
Sie macht das Beste daraus, unterrichtet, spielt die neuesten Werke ihres Bruder Besuchern vor, ist Krisenmanagerin, wenn es zwischen ihrem Bruder und ihrem Vater mal wieder gehörig knirscht.
Anders als Wolfgang kann oder darf sie aber ihre große Liebe nicht heiraten, sondern muss 17 Jahre mit einem Mann in St. Gilgen leben, für sie die "Einöde".

Sie fügt sich und gibt bei der Erziehung der fünf Kinder, die ihr Mann mit in die Ehe bringt, ihr bestes. Ihren ältesten eigenen Sohn lässt sie nach der Geburt bei ihrem Vater in Salzburg, der ihn bis zu seinem Tod bei sich hat. Als Leopold Mozart stirbt ist sie es, die den Nachlass ihres Vaters regelt, ihr Bruder ist zu beschäftigt.

Die beiden haben inzwischen nicht mehr so engen Kontakt, aber Nannerl bewahrt alles von Wolfgang auf, vor allem auch das Klavierkonzert in D-Dur, KV 175, zu dem er ihr schreibt: "Ich habe es besonders für mich gemacht und kein Mensch als meine liebe Schwester darf es mir nachspielen".

Nach Wolfgang’s Tod schreibt Nannerl auf Anfrage hin eine ausführliche biographische Skizze über Wolfgang und arbeitet mit dem Verlag Breitkopf & Härtel zusammen, der die Werke ihres berühmten Bruders herausbringt. Dabei entdeckt sie einige gefälschte Mozart-Autographe.

Nach dem Tod ihres Mannes zieht sie zurück ins geliebte Salzburg und lernt erst mit 70 Jahren den Sohn ihres Bruders kennen und hört zum ersten Mal dessen Requiem. Sie erblindet und stirbt 1829. Eine Votivtafel in der Seitenkapelle der Salzburger Stiftskirche erinnert an Nannerl.

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