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Mittagsmusik Thema Matthias Claudius - zum 200. Todestag

Portrait Claudius | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Der Mond ist aufgegangen
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar
Matthias Claudius

Das “Abendlied” von Matthias Claudius gehört sicher zu den bekanntesten deutschen Gedichten überhaupt. Wohl jedes Kind kann es singen. Darüber hinaus ist der Dichter und Journalist selbst ein wenig in Vergessenheit geraten.

Ein Dichter der einfachen Leute

Das literarische Schaffen von Claudius steht im Schatten seiner bedeutenden Zeitgenossen. Einige von ihnen bemängelten seine einfache Sprache und seinen kindlichen Blick auf die Welt. Goethe bezeichnete seine Texte sogar als „Einfaltsprätentionen“. Aber Claudius lehnte die hehre Sprache der Klassiker bewusst ab, er wollte von einem breiten Publikum verstanden werden. Und vielleicht blieb ihm der große Ruhm auch deshalb verwehrt, weil sich in seinen Ansichten einige Ungereimtheiten finden. Er zeigte sich der Obrigkeit gegenüber stets loyal – wurde deswegen sogar als Aristokrat verspottet -, wollte aber vor allem ein Dichter fürs Volk sein.

Mit Freuden, unsern Brüdern gleich,
Empfangen wir Dich hier;
Dich lieben viele in Deinem Reich:
Doch keiner mehr, als wir.
Matthias Claudius

Matthias Claudius war ein Gegner der französischen Revolution und pflegte doch eine ausgeprägte Empathie für die einfachen Bürger. Dem Geist der Aufklärung begegnete er mit tiefer Religiosität.

Ich danke Gott, und freue mich
Wie’s Kind zur Weihnachtsgabe,
Daß ich bin, bin! Und daß ich dich,
Schön menschlich Antlitz habe
Matthias Claudius

Friedrich Gottlieb Klopstock | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Zu seinem 200. Todestag bietet sich die Gelegenheit, einen Schriftsteller neu zu entdecken, der seinerzeit einer der Meistgelesenen Deutschlands war.
Claudius wird am 15. August 1740 als Pastorensohn im holsteinischen Reinfeld geboren. Auch er selbst soll eigentlich Pfarrer werden. So beginnt er 1759 in Jena Theologie zu studieren, wechselt aber nach einem Jahr in die juristische Fakultät.

Seine Leidenschaft jedoch gilt der Literatur – er wird Mitglied der Jenaer „Teutschen Gesellschaft“ und besucht Lese- und Diskussionszirkel. Bereits 1762 beendet er sein Studium. Ein Jahr lang arbeitet er als Sekretär bei der königlich dänischen Heeresverwaltung in Kopenhagen und knüpft in dieser Zeit zahlreiche Kontakte.

Vor allem der 16 Jahre ältere Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock wird zu einer Leitfigur für Claudius – nicht nur in literarischen Belangen, sondern auch in dem Geschick, Mäzene zu finden.

Es ist doch sonderbar bestellt,
sprach Hänschen Schlau zu Vetter Fritzen,
daß nur die Reichen in der Welt
das meiste Geld besitzen.
Matthias Claudius

1768 vermittelt ihm Klopstock Arbeit bei den “Hamburgischen Adreß-Comtoir-Nachrichten”, die Klopstocks Bruder herausgibt. Mit einer Mischung aus Humor und Satire gestaltet Claudius für das Handelsblatt eine Seite, die man später Feuilleton nennen wird. Nach zwei Jahren verliert er den Redakteursposten, findet aber bald einen neuen beim “Wandsbecker Bothen”.

Ich bin ein Bothe und nichts mehr,
Was man mir gibt, das bring ich her,
Gelehrte und polit’sche Mär
Matthias Claudius

Im Lauf der Jahre kann Claudius viele bekannte Autoren für seine Zeitungsseite gewinnen – wie Goethe, Lessing, Herder oder Klopstock. Er selbst schreibt unter dem Pseudonym “Asmus”. Wandsbeck wird Claudius zur neuen Heimat. In dem kleinen Ort vor den Toren Hamburgs, der damals zu Dänemark gehört, lernt er seine spätere Frau Anna Rebecca kennen - und seinen wichtigsten Mäzen, Heinrich Carl von Schimmelmann. Dieser hatte schon als preußischer Heereslieferant im siebenjährigen Krieg ein Riesenvermögen gemacht, im internationalen Sklavenhandel wird Schimmelmann zu einem der reichsten Männer Europas.

Immer in Geldnot


Trotzdem war das Geld für Matthias Claudius zeitlebens knapp. 1772 heiratet er Rebecca. Sie wird ihm 12 Kinder gebären, zwei von ihnen sterben allerdings früh. Die Familie kommt gerade so um die Runden. Nachdem der “Wandsbecker Bothe“ 1775 eingestellt wird, ist Claudius ohne feste Anstellung. Auch eine Tätigkeit in Darmstadt als Mitglied einer Landreformkommission endet bereits nach einem Jahr.

Und all das Geld und all das Gut
Gewährt zwar viele Sachen;
Gesundheit, Schlaf und guten Mut
Kann’s aber doch nicht machen.
Matthias Claudius

So bleibt er auf die Unterstützung von “Sponsoren” angewiesen, spielt Lotto und schlägt sich als Privatlehrer durchdurch. Der dänische Kronprinz billigt Claudius immerhin ab 1785 eine lebenslange Pension zu und beschäftigt ihn an der königlichen Speciesbank. Nur viermal im Jahr muss der Dichter nach Altona, um die Bilanzen zu prüfen. Womit ihm ausreichend Zeit für seine schriftstellerische Tätigkeit bleibt. Claudius stirbt am 21. Januar 1815 in Hamburg.

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