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Zum Tod von Popmusiker Prince Purple Rain und Blue Notes

"Luzifers Antwort auf Michael Jackson", "das Enfant Terrible des Pop", "his royal Badness" - viele mehr oder weniger gelungene Synonyme für einen Künstler, der das Musikbusiness in den letzten 30 Jahren so aufgemischt hat wie kaum ein anderer: Prince. Der vielseitige Musiker hat nicht nur 39 Studioalben in 37 Jahren veröffentlicht und fünf Nummer 1-Hits in den USA gelandet, er erhielt für seine Arbeit insgesamt sieben Grammys und verkaufte mehr als 100 Millionen Tonträger. Darunter viele, die nie im Radio liefen.

Popikone und Ausnahmemusiker ist tod | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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In den 1980ern spielten Radiostationen seine Songs "1999", "Kiss" oder "Little Red Corvette" rauf und runter, er füllte Stadien und war neben Michael Jackson und Madonna der Superstar. Seit Mitte der 80er Jahre tobte sich Prince neben Pop, Soul, Blues und Funk aber auch in einem Genre aus, dem er zwischendurch teils ganze Alben widmete: Dem Jazz. Als Sohn des Jazzpianisten John Nelson und der Jazzsängerin Mattie della Shaw war Prince Rogers Nelson, so sein bürgerlicher Name, diese Musikrichtung in die Wiege gelegt worden.

Jazz-Fusion mit "Madhouse"

Popikone und Ausnahmemusiker PRINCE in Antwerpen 2010 | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa 1987 veröffentlichte er mit dem Saxofonisten Eric Leeds unter dem Namen "Madhouse" gleich zwei Alben: "8" und "16" - darauf jeweils acht instrumentale Jazz Fusion-Stücke. Auf dem Erstling spielte er, wie bei vielen seiner Veröffentlichungen, fast alle Instrumente selbst ein. 1991 spielte Miles Davis drei Titel von Prince auf seiner Tournee, darunter "Penetration", ein Instrumentalstück, das Davis noch wenige Monate vor seinem Tod in den Bauer Studios in Ludwigsburg aufnahm. Prince gab allerdings nie seine Erlaubnis zu einer Veröffentlichung. Zu sehen ist der Track mit Miles Davis an der Trompete aber weiterhin auf Youtube. Unter seinem Künstlernamen Prince ließ er erst 1999 mit "The Vault" und vor allem zwei Jahre später mit "The Rainbow Children" deutlich mehr Jazzelemente in seine Musik einfließen. Virtuos schmettert er Gitarrensoli über Jazzakkorde, hinzu kommen ein Fender-Rhodes Piano und eine Bläserbesetzung, die Prince dann auch auf seine bevorstehende "One Nite Alone"-Tour mitnahm. Dazu gehörten die Jazz-Saxofonistin Candy Dulfer genauso wie der langjährige James Brown-Saxofonist Maceo Parker. Nur kurze Zeit später erschien das Instrumentalalbum "Xpectation", das ausschließlich für Mitglieder des von ihm gegründeten Online-Portals "NPG Music Club" als Download verfügbar war. Ebenfalls 2003 veröffentlichte er "C-Note", ein Album mit fünf improvisierten Stücken, die Prince mit seiner Combo während der Tour-Soundchecks in Copenhagen, Osaka oder Tokyo aufnahm. Miles Davis, mit dem Prince auch schon auf der Bühne stand, klingt etwa in "Copenhagen" mit dem Stück "Jean-Pierre" an. Mit "N.E.W.S" rundete er seine Jazzphase ab, ebenfalls ein Instrumental-Album, auf dem vier exakt 14-minütige Stücke zu hören sind. Mit 30.000 Kopien war dies das am schlechtesten verkaufte Album in Prince‘ umfangreicher Diskographie, erhielt aber eine Grammy-Nominierung als "Best Pop Instrumental Performance".

Prince im Radio

Die Jazztime sendet am Montag, 2. Mai, eine Hommage an Prince. Mit selten gespielten Aufnahmen und Songs aus seiner Jazzperiode - ab 23.05 Uhr auf BR-KLASSIK.

Schon ein Jahr später feierte Prince 2004 mit "Musicology" sein öffentliches Comeback. Auch hier klingen noch Jazzelemente an, die Bläser sind weiterhin dabei. In den letzten Jahren zeichnete er sich wie schon in den 1990ern vor allem als Innovator aus - und experimentierte wiederrum mit neuen Vertriebsmodellen. So veröffentlichte er das Album "20Ten" als kostenlose Beigabe zu einer Ausgabe des "Rolling Stone".

Popikone und Ausnahmemusiker PRINCE ist tod, in Minnesota legen Fans Blumen hin | Bildquelle: imago/ZUMA Fans nehmen Abschied von Prince | Bildquelle: imago/ZUMA Alben kamen weiterhin reichlich, nahezu jährlich auf dem Markt. Auf Tour ging er ständig, füllte große Hallen, rockte einige Male auf dem Montreux Jazz Festival und wenn ihm das noch nicht reichte, lud er in einen nahegelegenen Club zur Aftershowparty ein. Der Mann, der selten Interviews gab und dabei sehr schüchtern wirkte, war auf der Bühne nicht zu halten - an der Gitarre, am Klavier, am Bass oder am Schlagzeug. Wegen einer, wie es hieß, langwierigen Grippeerkrankung hatte er Anfang April Konzerte seiner "Piano & Microphone"-Tour absagen müssen. Kurze Zeit später spielte er zwei Konzerte unmittelbar hintereinander. Am Donnerstag, den 21. April, wurde Prince Rogers Nelson in seinem "Paisley Park"-Anwesen in Chanhassen / Minnesota tot aufgefunden.

Jazzy Prince-Alben

1987: 8 - veröffentlicht unter dem Namen "Madhouse" (Paisley Park / Warner)
1987: 16 - veröffenlicht unter dem Namen "Madhouse" (Paisley Park / Warner)
1999: The Vault (Warner)
2001: The Rainbow Children (NPG Records)
2003: Xpectation (NPG Records, aktuell nur über den Streaming-Anbieter Tidal verfügbar)
2003: C-Note (NPG Records)
2003: N.E.W.S (NPG Records)

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