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Ron Carter zum 85. Geburtstag Rekordhalter der tiefen Töne

Ein Ton von ihm und man weiß: Ron Carter spielt den Kontrabass. Er hat mit seinem klaren, sehr konkreten Sound den Jazz für immer geprägt. Am 4. Mai feiert die Bass-Legende seinen 85. Geburtstag.

Ron Carter | Bildquelle: Laura Manchinu

Bildquelle: Laura Manchinu

Er hat die längsten Finger des Jazz. Sie sind kraftvoll, sehnig, ungemein filigran und elegant. Umfassen sie den Hals des Kontrabasses, wird dieser wuchtige Holzkasten schwerelos. Ron Carter ist ein Meister der Eleganz, im Spiel und in der Erscheinung. So wie er spielt keiner: bedingungslos klar und mit einem prägnanten Ton. Sein Kontrabass klang manchmal knackiger als so mancher E-Bass und doch war es immer deutlich der Sound eines klassischen Instruments.

Rassismus verhindert die Karriere als Cellist

Eine Karriere als klassischer Musiker war eigentlich auch das Ziel des am 4. Mai 1937 in Ferndale, Michigan geborenen Bassisten. Ron Carter wollte Cellist werden, aber Mitte der 50er Jahre, als er diese Laufbahn einschlagen wollte, war das nicht möglich. "Der Rassismus war zu dieser Zeit so stark, dass ich niemals Erfolg gehabt hätte", sagte Ron Carter einmal in einem Interview mit BR-KLASSIK. Der Kontrabass war für ihn erst nur zweite Wahl. Die für das kleinere Geschwisterinstrument typische geschmeidige Spielweise hat Carter immer beibehalten - und das war bahnbrechend zu dieser Zeit. Kontrabassisten waren bis zu den 50er Jahren im schlechtesten Fall rumpelnde Tieftöner, im besten erdige Impulsgeber. Erst langsam schritt die Emanzipation des Kontrabasses zum Soloinstrument voran. Was Ray Brown mit runder volltönender Kraft begann und Charles Mingus in explosive Heftigkeit weiterführte, wurde von Ron Carter in präzier Feingliedrigkeit und kerniger Schlankheit fortgesetzt.

Wegbegleiter Miles Davis

Kontrabassist Ron Carter und Tenorsaxophonist Wayne Shorter in der Band von Trompeter Miles Davis im Jahr 1967 in London. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Kontrabassist Ron Carter und Tenorsaxophonist Wayne Shorter in der Band von Trompeter Miles Davis im Jahr 1967 in London. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Das wusste als einer der ersten Trompeter Miles Davis zu schätzen. Er engagierte Carter 1963 für sein zweites Quintett mit Pianist Herbie Hancock und Schlagzeuger Tony Williams und ab 1965 auch Saxophonist Wayne Shorter. Als der Trompeten-Guru ab 1968 seinen Stil ins Rockige und Elektronische wendete, blieb Carter mit einigen wenigen Ausnahmen dem klassischen Instrument treu. Die Wege von Davis und dem Bassisten trennten sich, aber Miles Davis blieb immer Ron Carters größter Einfluss, das bestätigte er später in vielen Interviews.
 

Ron Carter der Weltrekord-Bassist

Carter wurde selbst zum Bandleader und zum ausgebuchten Sideman und damit begann sein Marathon in der Musikgeschichte. Ron Carter ist auf über 2.200 Platten- und CD-Aufnahmen zu hören, damit ist er der am häufigsten aufgenommene Jazzbassist aller Zeiten. Wenn jede dieser Aufnahmesessions nur einen Tag gedauert hat, war er über sechs Jahre nur im Studio. 2016 wurde Carter dafür ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen. Da er aber auch leidenschaftlicher Live-Musiker war und ist, kommen zu dieser stolzen Zahl noch unzählige Konzerte weltweit in jeder vorstellbaren Besetzung von Kontrabass-Solo bis hin zu Bigband und Orchester hinzu.

Ron Carter | Bildquelle: BR

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Bach schwingt immer mit

Im Jahr 2016 war er gemeinsam mit dem Akkordeonisten Richard Galliano und der NDR-Bigband bei der Jazzwoche Burghausen zu Gast, und im Jahr 2017 trat er im Stadttheater in Neuburg an der Donau mit seinem Golden Striker Trio auf, beide Konzerte wurde für BR-KLASSIK aufgezeichnet. Eines der letzten Stücke in diesem Konzert war der Klassiker "You are my sunshine" in einer Solo-Version von Ron Carter. In diesen rund sechs Minuten spannte der Bassist einen Bogen von Bachschen Barockklängen bis hin zu amerikanischer Folkmusik und das alles verbunden durch ein unendliches Gespür für Swing.

Sendungen:

Jazztime - News & Roots am 3. Mai 2022
Finding the Right Notes
Zum 85. Geburtstag von Ron Carter (geboren 4.5.1937)
Moderation: Henning Sieverts

Classic Sounds in Jazz am 4. Mai 2022
Zum 85. Geburtstag von Jahrhundert-Kontrabassist Ron Carter
Aufnahmen von Carter mit Trompeter Miles Davis, Pianist Herbie Hancock und Live-Aufnahmen des Bayerischen Rundfunks von Ron Carter aus den letzten Jahren
Moderation und Auswahl: Ulrich Habersetzer

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