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Video-Livestreams aus der Unterfahrt Münchens Jazzheimat für Zuhause

Publikum in der Unterfahrt? Das wird lange Zeit nicht möglich sein. Der Münchner Jazzclub hat nun aber eine Streaming-Reihe unter dem Titel "Local Heroes Live" gestartet und bringt das Jazzclub-Feeling zu den Fans nach Hause. Michael Stückl, Programmgestalter der Unterfahrt, spricht über die Idee der Reihe.

Jazzclub Unterfahrt | Bildquelle: Jazzclub Unterfahrt

Bildquelle: Jazzclub Unterfahrt

BR-KLASSIK: Die Unterfahrt ist, wie eigentlich alle Kultureinrichtungen in diesem Land, geschlossen. Aber nun gibt es Video-Livestreams aus dem Jazzclub. Wie kam es dazu?

Michael Stückl: Es ist immer unser eigentliches Ziel, Musik und Menschen zusammenzubringen. Am liebsten ist uns das natürlich live in der Unterfahrt von Angesicht zu Angesicht. Das geht im Moment nicht, und es wird wahrscheinlich auch eine ganze Weile nicht gehen. Wir sind nun vielleicht sogar unter denen, die spät auf die Idee gekommen sind, einen Livestream zu machen. Aber wir haben uns gedacht, wir wollen einfach die Musiker auf die Bühne bringen und ihnen die Möglichkeit geben, ihr Publikum zu erreichen. Dem "Förderkreis Jazz und Malerei München e.V."(Anmerkung der Redaktion: Betreiber der Unterfahrt) geht es nicht ganz schlecht. Wir sind relativ stabil, weil wir sehr viele Fördermitglieder haben, und von daher wollen wir auch möglichst viel an die Musiker weitergeben. Das heißt, sie spielen ihre Konzerte zu relativ normalen Gagen. Wir haben jetzt angefangen, mal eins pro Woche zu planen. Vielleicht werden es mehr, je nachdem, wie lange die Krise dauert.

Michael Stückl, Vorstand des Vereins "Förderkreis Jazz und Malerei München e.V." und Porgrammgestalter des Jazzclubs Unterfahrt. | Bildquelle: Ralf Dombrowski Michael Stückl ist Vorstand des Vereins "Förderkreis Jazz und Malerei München e.V." und Porgrammgestalter des Jazzclubs Unterfahrt. | Bildquelle: Ralf Dombrowski BR-KLASSIK: Wie ist das praktische Vorgehen? Was muss alles organisiert werden, damit die Streams umgesetzt werden können?

Michael Stückl: Wir hatten vor einem guten Jahr schon einmal angefangen, ein Konzept zu machen, um in der Unterfahrt Konzerte streamen können. Das heißt, wir haben schon ein bisschen Infrastruktur geplant gehabt. Jetzt haben wir natürlich die Gelegenheit genutzt das auszubauen. Das soll natürlich auch langfristig hilfreich sein, damit wir die Konzerte im Club auch in Zukunft aufnehmen können.

BR-KLASSIK: Wie wird die aktuelle Abstandsregelung in so einem intimen Jazzclub umgesetzt?

Michael Stückl: Wir schauen natürlich, dass möglichst wenig Leute im Club sind. Es spielen keine großen Besetzungen, maximal bis zum Trio. Die Bühne ist sechseinhalb Meter breit und dreieinhalb Meter tief. Das heißt, wir haben gute drei Meter Abstand zwischen den Musikern. Wir nehmen diese Sachen sehr ernst und wollen ja niemandem in Gefahr bringen.

BR-KLASSIK: Spielt da Ihr Nebenberuf als Arzt auch eine Rolle, da Sie genau wissen, worauf man aufpassen muss?

Michael Stückl: Natürlich ist das Bewusstsein da sehr geschärft. Es ist auch so - mein Sohn ist mit dabei an der Kamera. Wir leben sowieso in häuslicher Gemeinschaft, von daher klappt das ganz gut.

BR-KLASSIK: Wie wird diese Streaming-Reihe finanziert?

Michael Stückl: Wir haben mittlerweile über 1400 Fördermitglieder, die schon seit vielen Jahren dafür sorgen, dass wir uns immer weiterentwickeln können und finanzielle Sicherheit haben. Diese Krise wird uns also nicht in unserer Existenz bedrohen. Wir haben letztes Jahr wieder den Spielstätten-Programmpreis "Applaus" bekommen. Da geht es darum, dass die Spielstätten in der Lage sein sollen, vor allen Dingen deutschen Künstlern Gagen zu zahlen und dieses Fördergeld wollen wir einfach weitergeben. Und natürlich ist auch die Stadt sehr wichtig, die uns seit vielen Jahren sehr gut unterstützt.

BR-KLASSIK: Welche Künstler werden auftreten?

Das Leo Betzl Trio | Bildquelle: Richard Stoehr LBT - Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber, Bassist Maximilian Hirning und Pianist Leo Betzl | Bildquelle: Richard Stoehr Michael Stückl: Wir werden lokale Musiker präsentieren. Das war letztes Wochenende die Sängerin Jenny Evans. Dieses Wochenende hatten wir das Leo Bezel Trio, LBT (18.04.), das akustischen Klavierjazz mit Techno-Themen verknüpft. Danach haben wir die Groove-Abteilung mit Schlagzeuger Guido May, Pianist André Schwager und Gitarrist Paul Brändle (25.04.). Und dann am 1. Mai Chris Gall, Piano Solo. Der hätte an diesem Tag sowieso ein Konzert gegeben.

BR-KLASSIK: Wann rechnen Sie damit, dass wieder normale Konzerte stattfinden können?

Michael Stückl: Ich denke, das wird noch eine ganze Weile dauern, denn es macht sicherlich wenig Sinn, die Beschränkungen zu schnell aufzuheben, was das sehr nahe Beisammensein von vielen Leuten betrifft. Ich plane keine Konzerte für die nächsten drei, vier Monate, sondern bin im Moment damit beschäftigt, Konzerte abzusagen oder eben manche dann als Livestream umzusetzen.

Klicktipps:

Live aus der Münchner Unterfahrt
Eintritt frei, Spenden werden erbeten. Infos dazu auf der Website der Unterfahrt.

Brändle -Schwager-May am 25. April um 20.30 Uhr

Chris Gall solo am 1. Mai um 20.30 Uhr
Dieses Konzert wird für BR-KLASSIK aufgezeichnet.

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