Ein besonderes Instrument – eine besondere Aufnahme. Alexander Gergelyfi spielt auf seinem Solo-Debut ein historisches Instrument, das sogenannte Admonter Clavichord. Dazu passend wählt er Musik aus österreichischen Quellen von Barock bis Klassik.
Bildquelle: © Carpe Diem Records
Dieses Instrument ist ein wahres Schmuckstück: wahrscheinlich Österreichs ältestes erhaltenes Clavichord. Es wird datiert auf das ausgehende 17. Jahrhundert. Möglich ist das durch ein Deckelgemälde, denn eine Signatur ist nicht vorhanden. Auf diesem Bild ist das Benediktinererstift Admont in der Steiermark zu sehen. Anhand der baulichen Merkmale kann der Zeitpunkt der Entstehung bestimmt werden. Ins Ohr fällt sofort der helle und präzise Klang.
Das Admonter Clavichord ist sehr klein und durchgehend mit nur einfacher Besaitung ausgestattet. Um der geringen Größe zu entsprechen, wurde es im Zuge seiner gründlichen Überarbeitung für diese Einspielung auf eine sehr hohe Stimmung gebracht: mehr als vier Halbtöne über dem Standard-Kammerton der Alten Musik bei 415 Herz! Das Instrument klingt nicht nur sehr präsent, sondern es funktioniert auch mechanisch bestens – und beides schöpft Alexander Gergelyfi künstlerisch aus. Er spielt lebhaft und mit virtuosem Touch, dicht und mit Vorwärtsdrang. Fast so, als wollte die Musik den schnell verklingenden Tönen ein Schnippchen schlagen.
Diese Aufnahmen sind das Solo-Debut von Alexander Gergelyfi, ein Spezialist für historische Tasteninstrumente, den man etwa schon vom Ensemble Verbotene Frucht oder Il Gusto Barocco kennt. Auf diesem österreichischen Instrument präsentiert der Österreicher passende Musik aus seiner Heimat. Das bedeutet in diesem Fall: aus österreichischen Quellen. Vertreten sind größtenteils Komponisten aus dem süddeutsch-sprachigen Raum, bekannte und unbekannte von Fux bis Mozart. Die Artikulation Alexander Gergelyfis ist fein und rhythmisch differenziert, ganz auf die speziellen Möglichkeiten eines Clavichords abgestimmt. Gerade bei einer Aufnahme können sich die vielen farbigen Klangschattierungen nicht nur entfalten, sondern auch die Ohren erreichen – inklusive der typischen Geräusche der Anschlagsmechanik, die das klare Klangbild charmant begleiten.
Bei der schönen, gut zwölfminütigen Passacaglia von Georg Muffat gerät bei aller Pracht und Finesse jedoch der große Bogen etwas aus dem Blick. Die Nachzeichnung der übergeordneten Strukturen kommt dramaturgisch an ihre Grenzen. Das ist allerdings nicht mehr als ein Schönheitsfleck. Das Gesamtpaket aus einem faszinierenden Instrument, kombiniert mit dem frischen und verständigen Spiel von Alexander Gergelyfi, ist ein gelungener Einstand und trägt vollkommen zurecht den Titel: "Sapperlot!".
Musik des 17. und 18. Jahrhunderts aus österreichischen Quellen
Alexander Gergelyfi, Clavichord
Label: Carpe Diem Records
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 5. Februar 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK