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Kostprobe | 26.02.2023 Haydn auf der Jagd

Bis zu Joseph Haydns 300. Geburtstag 2032 will Giovanni Antonini dessen sämtlichen 107 Symphonien einspielen. Auf seiner bislang dreizehnten CD "Hornsignal" präsentiert er uns zusammen mit Il Giardino Armonico Haydn auf der Jagd.

CD-Cover: Joseph Haydn - Hornsignal | Bildquelle: © Alpha Classics

Bildquelle: © Alpha Classics

Es gibt Beinamen von Haydns Symphonien, die sich einem selbst bei intensivem Hören nicht erschließen. Das gilt etwa für seine Merkur- oder seine Feuer-Symphonie. Doch bei dieser Haydn-Symphonie hier ist vom ersten Ton an alles klar. Das ist, sofort einleuchtend, Haydns Symphonie "Mit dem Hornsignal". Die hat der langjährige Kapellmeister von Schloss Esterhazy vermutlich für eine der vom Grafen Nikolaus geliebten Jagden komponiert. 1765 war das. Zu dieser Zeit standen Haydn nämlich nicht die üblichen zwei, sondern gleich vier hervorragende Hornisten zur Verfügung. Und die lässt der Komponist auch ihr ganzes Können zeigen.

Geschmackvoll und virtuos interpretiert

In seiner Einspielung hat Giovanni Antonini sein exzellentes Alte Musik-Ensemble Il Giardino Armonico um vier erstklassige Naturhornspieler erweitert. In Intonation, Phrasierung und Temperament haben diese Musiker alles zu bieten, was man sich bei der Symphonie "Mit dem Hornsignal" nur wünschen kann. Dabei ist es völlig egal, ob man da nun Militär-, Posthorn- oder Jagdhornsignale heraushören mag. Das alles ist stimmig, geschmackvoll und virtuos interpretiert.

Beinahe noch kunstfertiger sind die höllisch anspruchsvollen Hornpartien in Haydns Symphonie Nr. 48, die den Beinamen "Maria Theresia" trägt. So wie die Symphonie "Mit dem Hornsignal" für eine adlige Jagdgesellschaft bestimmt war, diente auch dieses Werk repräsentativen Zwecken. Haydn soll sie 1773 beim Besuch der Kaiserin Maria Theresia am Hofe von Esterházy aufgeführt haben, was ihren nicht von Haydn stammenden Beinamen erklärt. Aber so ganz gesichert ist diese Geschichte nicht. Prachtvolle und mitreißende höfische Musik ist das. Giovanni Antonini und Il Giardino Armonico ziehen auch hier alle Register der Spielkunst und machen diese Symphonie zu einem kurzweiligen und abwechslungsreichen Erlebnis.

Ein Feuerwerk der Affekte

Keinen rechten Sinn ergibt allerdings der Beiname der dritten Symphonie auf dem Album. Zwar brennt Il Giardino Armonico auch hier ein Feuerwerk der Affekte ab, doch warum das die "Feuersymphonie" sein soll, erschließt sich nicht. Viel eher könnte Haydns 59. Symphonie aus dem Jahr 1768 wegen ihrer Dramatik und schroffen Kontraste als Bühnenmusik gedient haben. Aber Belege gibt es dafür ebenfalls keine. Doch ganz egal, was es mit dem Titel auf sich hat, auch die Nummer 13 der Gesamteinspielung aller Haydn-Symphonien durch den Mailänder Originalklangexperten Giovanni Antonini ist ein großer Wurf. Diese Symphonien sind, um es in Haydns Worten zu sagen, ein "Heilmittel gegen die Langweile". Nicht nur der schwermütige Graf Esterhazy, sondern wir alle dürfen uns von dieser Musik Kurzweil und Linderung erhoffen.

Joseph Haydn: Hornsignal

Sämtliche Symphonien No.13 (Haydn 2032)
Il Giardino Armonico, Leitung: Giovanni Antonini
Label: Alpha Classics

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 26. Februar 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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