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Stichwort - Alfons X. el Sabio Förderer der Kunst und Wissenschaft

Denkmal für Alfons el Sabio in Sevilla | Bildquelle: Asterion

Bildquelle: Asterion

Das Stichwort vom 4. September 2016

Alfons X. el Sabio

Als König war Alfons X. von Kastilien und Léon eine ziemliche Katastrophe. Den Beinamen der Weise errang er sich sicher nicht für seine desolate Wirtschafts- und Kriegspolitik. Weil er für seine Ambitionen als Gegenkönig des Heiligen Römischen Reiches Geld brauchte, ruinierte er in den 30 Jahren seiner Regentschaft den Kleinhandel und presste eisern Steuern aus Bürgern und Bauern. Er zettelte diverse, nicht immer siegreiche Kriege an. Und als er bei der Erbfolge seinen Sohn überging und sein Reich zugunsten der Enkel teilen wollte, wurde er kurzerhand entthront. Alfons starb zwei Jahre später einsam als Flüchtling in Sevilla.

Zu Alfons el Sabio wurde er, weil er Literatur, Kunst und Wissenschaft liebte. So brachte er seinem Königreich ein beständiges Rechtssystem. Er ließ die Bibel und Urkunden in die Landessprache übersetzen und sorgte so dafür, dass das Kastilische später als Spanisch zur Weltsprache wurde. In der von ihm begründeten Übersetzerschule in Toledo arbeiteten jüdische, christliche und muslimische Gelehrte gemeinsam daran arabische und jüdische Texte zu Mathematik, Philosophie und Astronomie dem christlichen Europa zugänglich zu machen. Deshalb wurde sogar ein Mondkrater nach Alfons benannt. Zudem ließ er die erste Geschichte Spaniens und eine Weltgeschichte schreiben. Und auch für die Dichtkunst und Musik veranlasste er Bedeutendes.

Unsterblich machte sich Alfons der Weise mit den Cantigas de Santa Maria. 420 Kompositionen in galizisch-portugiesischer Sprache voller Marienlob enthalten die vier prachtvollen Handschriften, zu denen der König auch selbst Verse dichtete. Die Lieder über die Heilige Maria enthalten sorgfältige Notationen und wurden in Kirchen und bei Prozessionen ebenso gesungen und getanzt wie in Wirtshäusern. Die schönen Miniaturen lassen nicht nur viel Alltagsleben im 13. Jahrhundert erahnen, sondern sie zeigen auch Spielleute und Musiker aus vielen Ländern und Kulturen. Und die 40 abgebildeten Musikinstrumente von Fiedel und Psalter über Dudelsack und Schalmei bis zu Zither und Zimbeln geben einen einzigartigen Überblick über das mittelalterliche Musizieren.

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