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Stichwort - Ambitus Tonumfang eines Musikstücks

Ambitus, dieses Wort ist lateinisch und bedeutet eigentlich Umfang, Umkreis. In der Architektur des Mittelalters beispielsweise wurde mit diesem Begriff der Chorumgang einer Kirche bezeichnet. In der Musik dagegen meint Ambitus einerseits den Tonumfang eines Musikstücks oder einer Melodie vom tiefsten bis zum höchsten Ton, andererseits aber auch den Bereich, den ein Instrument oder ein Sänger abdecken kann.

Musiker - Gemälde von Jan Jozef Horemans | Bildquelle: Jan Jozef Horemans

Bildquelle: Jan Jozef Horemans

Eine Gambe hat zum Beispiel einen recht großen Ambitus, von dreieinhalb Oktaven - wenn auch in der Literatur meist nur drei genutzt werden. Der Ambitus einer Triangel dagegen ist ziemlich klein, besteht nur aus einem Ton, während ein guter Zinkenist es auf fast drei Oktaven bringt. Ein Virginal aus dem 17. Jahrhundert hat schon vier zu bieten und ein moderner Konzertflügel gar mehr als sieben Oktaven. Der Ambitus von Instrumenten wurde im Laufe der Jahrhunderte tendenziell immer größer; übrigens auch der ein- und desselben Instruments.

Bei Sängern dagegen blieb der Ambitus im Prinzip immer gleich - einfach definiert durch die physischen Voraussetzungen - und bewegt sich im Normalfalle zwischen zweieinhalb und etwas über drei Oktaven.

Im Mittelalter

Im Mittelalter nutzten auch professionelle Sänger im allgemeinen viel weniger Töne ihres Gesamtambitus als heute. Der Ambitus etwa eines gregorianischen Chorals bewegt sich selten über eine Oktave hinaus, und ist übrigens auch durch den jeweiligen Kirchenton festgelegt, in dem der Choral steht. So kann man am Ambitus erkennen, um welchen Modus es sich handelt und ob der authentisch oder plagal ist.

Und später...

Eine einzelne klassische Arie kann dagegen schon mal zwei oder mehr Oktaven von einem Sänger verlangen. Betrachtet man aber den Gesamttonumfang für ein Orchester oder Ensemble, in verschiedenen Epochen, muss man feststellen: Sobald die technischen Möglichkeiten bei den Instrumenten gegeben waren, setzten die Komponisten diese auch ein und gingen bis an die Grenzen dessen, was Lungen und Saiten hergaben. Was lernen wir daraus: Nun - der Drang nach dem Schneller - Höher - Weiter ist nicht erst eine Erfindung der Moderne!

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