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Avignon Die Stadt mit der berühmten Brücke

Im 14. Jahrhundert blickte die gesamte katholische Welt auf Avignon: Denn damals residierten die Päpste in der Stadt an der Rhône. Doch in aller Munde ist Avignon vor allem wegen des berühmten Volksliedes "Sur le pont…"

Avignon - Stadt in Südfrankreich | Bildquelle: colourbox.com

Bildquelle: colourbox.com

Stichwort | 07.07.2019

Avignon

Sie ist das Wahrzeichen der Stadt - die berühmte Brücke über die Rhône, von der heute nur noch vier Pfeiler stehen. Als sie einst den ganzen Fluss überspannte, war sie die längste Brücke, die je im Mittelalter gebaut worden ist. Auf ihr lag damals auch die Grenze zwischen dem Königreich Frankreich und dem Kirchenstaat.

UNRUHIGE ZEITEN

1305 hatte der französische König Philipp der IV. sein Ziel erreicht. Mit Clemens dem V. wurde ein Franzose zum Papst gewählt. Schon lange hatte er versucht, stärkeren Einfluss auf die katholische Kirche zu gewinnen. Nur wenige Jahre später beugte sich Clemens der Macht Frankreichs und verlegte den päpstlichen Stuhl nach Avignon.

Insgesamt residierten sieben Päpste in Avignon. 1377 beschloss Gregor XI. wieder nach Rom zurückzukehren. Als er im Jahr darauf starb, wurde auf Druck der römischen Bevölkerung ein Italiener zum Papst gewählt. Die französischen Kardinäle jedoch revoltierten und bestimmten einen Gegenpapst. Dieser wiederum ließ sich in Avignon nieder. Bis 1417 dauerte das Schisma, die Spaltung der Kirche, an. Danach war Avignon als Papstsitz Geschichte, blieb aber bis zur französischen Revolution eine vatikanische Exklave.

HOCHKULTUR

Die Zeit der Päpste prägt mit dem imposanten Palast, einer wahren Trutzburg im gotischen Stil, bis heute das Stadtbild Avignons. Prunk und Prachtentfaltung des päpstlichen Hofes zogen Künstler aus ganz Europa an. Aus der Zeit von Gegenpapst Clemens dem VII. Ende des 14. Jahrhunderts sind etliche bedeutende Handschriften im Stil der Ars subtilior überliefert, einer manieristischen, aber auch höchst kunstfertigen und elitären Musik.

Eine vergleichbare kulturelle Blüte erreichte die Stadt nach dem Ende der Kirchenspaltung nicht mehr. 1682 bekam Avignon eine Oper und 1702 war Jean-Philippe Rameau kurzzeitig Kapellmeister an der Kathedrale. 1791 fiel die Stadt schließlich an das Königreich Frankreich. Heute ist neben der Oper das Festival d'Avignon mit zahlreichen Theater-, Tanz- und Musikaufführungen das Glanzlicht im kulturellen Leben.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 7. Juli 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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