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Basso continuo Barocke Musizierpraxis

In der Musik des Barocks klingt ein und dasselbe Stück oft recht unterschiedlich: das liegt an der Interpretation des Solisten, aber auch an der Besetzung und der Inspiration der Basso-continuo-Musiker.

Heinrich Ignaz Franz Biber - Violinist und Komponist, Kupferstich aus dem Notendruck: Sonatae für Violine und Basso continuo | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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In den Jahren um 1940 spielte man Swing-Musik: in Count Basies Hit "Jumpin' at the Woodside" hat der Jazz-Pianist ein Solo. Dieses Klaviersolo, das so anmutet, als sei es nur mit der rechten Hand gespielt, wird getragen und gestützt von der Rhythmus-Gruppe der Band, die aus Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug besteht. Diese Instrumente bilden die Grundlage, das Fundament für die "Solo-Eskapaden" des Klaviers.

JAZZ UND BAROCK - NAHE VERWANDTE

In den Jahren um 1720 spielte man z. B. Bachs 5.Brandenburgisches Konzert: Solo-Flöte und Solo-Violine konzertieren, sie werden begleitet von Violoncello, Kontrabass und Cembalo. Diese "Fundamentinstrumente" verbinden sich zu dem, was im Jazz später "Rhythmus-Gruppe" heißen wird. In der "alten" Zeit nennt sich diese Formation noch Basso-continuo-Gruppe. Gemeinsam ist beiden Zeitaltern die Verliebtheit in "Beat" und "Bass" - in das Pulsieren der Musik, das sich aus dem kontinuierlich fortschreitenden Bass ergibt.

Basso continuo. Jeder Musikliebhaber - zumal jeder von Alter Musik - hat diesen Ausdruck unzählige Male gehört oder gelesen, oft auch in der abgekürzten Form "B. C.": Basso continuo.

VIELFÄLTIGE MÖGLICHKEITEN IN DER BESETZUNG

Der Ausdruck Basso continuo oder Generalbass bezeichnet im wörtlichen Sinn eine Bass-Stimme, gespielt von tiefen Instrumenten wie Viola da Gamba, Violoncello, Fagott oder von der linken Hand des Cembalisten oder Organisten. Dieser Bass bildet das Fundament, die Grundlage für die sich darüber erhebende Melodie. Was fehlt sind die Töne, die diesen zweistimmigen Gerüstsatz zu vollständigen Harmonien ergänzen. Mit anderen Worten: Es fehlen die Akkorde.

Die Generalbass-Praxis gibt diese Akkorde indes nicht in Noten wieder, sondern in Generalbass-Ziffern, die über oder unter dem Basston notiert werden. Daraus entsteht der so genannte "bezifferte Bass". Eine 6 bedeutet zum Beispiel, dass über dem Basston ein Sextakkord aufgebaut werden soll. Dem Spieler ist es dabei freigestellt, wie er die einzelnen Akkordtöne verteilt oder mit Verzierungen umspielt.

EINE KOMPOSITIONSIDEE WIRD ZUM SYNONYM EINER EPOCHE

Der "Basso continuo" - er wurde zum prägenden Element des gesamten Barock. Der deutsche Musikforscher Hugo Riemann bezeichnete dementsprechend jenen Zeitraum zwischen 1600 und 1750 als das "Generalbass-Zeitalter", als das Zeitalter des "Basso continuo".

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 3. Januar 2010, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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