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Cister Zupfinstrument aus der Familie der Kastenhalslauten

Die Familie der Lauteninstrumente ist groß und weit verzweigt: Heute eher selten gespielt wird die Cister, die sich klanglich von vielen anderen Lauten unterscheidet, weil sie mit Metallsaiten bezogen ist.

Instrument Cister | Bildquelle: Metropolitan Museum of Art

Bildquelle: Metropolitan Museum of Art

"Man konnte beobachten, dass in den letzten Jahren viel von der feierlichen und ernsten Musik bei Seite gelegt wurde, die als zu schwerfällig und trübsinnig erachtet wird für diese flinke und übermütige Zeit. Nur diejenige Musik wird noch als akzeptabel angesehen, die von Ausländern auf der Gittar ausgeübt wird: ein Instrument, nicht sehr verschieden von der Cister, nur dass es mit Darm-Saiten bezogen wurde, die Cister aber mit Draht. Der Cister wurde stets die lebhaftere und fröhlichere Musik zugerechnet und sie stand bis in die letzten Jahre in höherem Ansehen als die Gittar."

HELLER, KRÄFTIGER KLANG

So schrieb John Playford 1666 im Vorwort seines Büchleins: "Musick's delight on the cithren". Einen wesentlichen Punkt für den Charakter der Cister hat er darin angesprochen – im Gegensatz zu vielen anderen Zupfinstrumenten in Mittelalter, Renaissance und Barock, war die Cister mit Metallsaiten bespannt. Obwohl sie auch mit den Fingern gezupft werden konnte, wurde doch vorwiegend ein Plektrum für den Anschlag benutzt. Der so erzeugte helle und kräftige Klang ist ganz anders, als z.B. der einer Laute mit Darmsaiten.

ENSEMBLE- UND SOLO-INSTRUMENT

Die Cister hat sich wohl in Italien von der Laute her entwickelt. Typisch ist der schmale Hals nur unter einem Teil des Griffbretts – also eigentlich ein halber Hals, mit einer Führungsrinne für den Daumen der Greifhand. Die Bünde aus Holz oder Metall sind im Gegensatz zu den beweglichen Darmbünden der Laute fest in das Griffbrett eingelassen. Der Korpus hat eine Birnen- oder Tropfenform mit einem flachen Boden. Es gab die Cister in verschiedenen Größen, auch die Anzahl der Saiten und deren Stimmung variierte. Ihre guten Spieleigenschaften sowie ihre Durchsetzungsfähigkeit sicherten der Cister bald einen festen Platz in den Ensembles von Mittelalter und Renaissance – und schließlich wurde sie auch zum polyphonen Soloinstrument.

WEITERLEBEN IN DER VOLKSMUSIK

Die Cister behielt ihre Beliebtheit bis zum beginnenden 19. Jahrhundert. Bis heute kann man sie in der deutschsprachigen Volksmusik hören oder auch als Guitarra portuguesa im populären portugiesischen Fado. Und um auf John Playford zurückzukommen: die Cister war immer ein Instrument der heiteren Sphäre, des Festes und des Tanzes. Das schöngeistige Reflektieren überließ sie lieber anderen Mitgliedern der großen Zupfinstrumentenfamilie.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 3. Mai 2015, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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