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Dänemark Fast nur ein weißer Fleck auf der Alte-Musik-Landkarte

Es gab einige wirkliche große Namen am dänischen Hof: John Dowland oder Heinrich Schütz, die die Musikkultur im Land zwischen Nord- und Ostsee prägten. Bis dort ein eigenständiger Klang entstand, sollte es aber noch dauern.

Schloss Frederiksborg erbaut von König Christian IV. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Stichwort | 21.09.2014

Dänemark

"Efterklang af Ossian" (Nachklänge von Ossian): Musikalische Beschwörung nordischer Mythologie. Das 1840 entstandene Opus 1 von Niels Wilhelm Gade. Der Komponist aus Kopenhagen steht prominent am Anfang einer spezifischen dänischen Kunstmusik.

In der Tat: Fragt man einen Klassik-Liebhaber nach Komponisten aus Dänemark, so hört man immer nur zwei Namen: Gade und Carl Nielsen. Der erste war ein von Mendelssohn und Schumann bewunderter Romantiker, der zweite der neben Sibelius bedeutendste skandinavische Komponist an der Schwelle zur Moderne des 20. Jahrhunderts.

DÄNISCHE ROMANTIK… UND DAVOR?

Zuvor war die dänische Musikkultur über Jahrhunderte unter ausländischen Einflüssen gestanden. Dänemark, das Land aus Inseln und Halbinseln zwischen Deutschland und Skandinavien - in musikalischer Hinsicht war es eine Kolonie von Frankreich, Italien und Deutschland gewesen. Der Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus berichtet, dass im 12. Jahrhundert ausländische Sänger und Instrumentalisten ihre Kunst im Land ausübten. Die dänische Ballade entsteht unter französischem Einfluss. Im 16. und 17. Jahrhundert, in der Regierungszeit der Könige Christian III., Friedrich II. und Christian IV., machen ausländische Musiker den dänischen Hof zu einem Musikzentrum Nordeuropas.

BLÜHENDES MUSIKLEBEN AM HOF

Von 1598 bis 1606 ist John Dowland Lautenist am Hof von König Christian IV. In den Jahren 1633 bis 1635 und 1642 bis 1644 wirkt Heinrich Schütz als dänischer Oberkapellmeister in Kopenhagen. Erst um 1700 hält die Oper Einzug in Dänemark. Der Torelli-Schüler Bartolomeo Bernardi aus Bologna komponiert 1703 zur Einweihung der königlichen Oper in Kopenhagen sein Divertimento teatrale "Il Gige fortunato". In der Folge werden zwei Komponisten aus Deutschland zu Promotern der dänischen Opernkultur. Der eine ist Reinhard Keiser, der 1721 königlich-dänischer Kapellmeister wird und seine Oper "Ulysses" in Kopenhagen zur Aufführung bringt. Der andere ist Johann Abraham Peter Schulz, Hofkapellmeister in Kopenhagen von 1787 bis 1795.

ENTWICKLUNG EINES DÄNISCHEN THEATERS

Schulz, der Komponist der Lieder "Der Mond ist aufgegangen" und "Ihr Kinderlein kommet", begründete 1790 mit seiner Oper "Hostgildet" (Das Erntefest) den Typus, der für das dänische Theater maßgebend werden sollte - eine Verbindung aus französischer Comédie lyrique und deutschem Lied mit dänischem Text. Schulz wurde zum Initiator einer eigenständigen dänischen Musik. Der Weg ins 19. Jahrhundert zu Gade war gewiesen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 21. November 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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