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Dorothee Oberlinger Königin der Blockflöte

Dorothee Oberlinger ist der Star der Blockflöte. Mit ihrer Virtuosität und ihrem Charisma gelang es ihr selbst eingefleischte Blockflötenverächter wieder für den Klang des Instruments zu begeistern. Die mehrfache ECHO-Preisträgerin ist eben die unangefochtene Königin der Blockflöte.

Dorothee Oberlinger | Bildquelle: © Dorothee Oberlinger

Bildquelle: © Dorothee Oberlinger

Blockflötistin klingt etwas arg untertrieben. Dorothee Oberlinger ist die Virtuosin auf dem Instrument. Das Publikum liebt sie und strömt in ihre Konzerte. Die Kritik lobt sie in höchsten Tönen und überschüttet sie mit Preisen und Auszeichnungen. Mit ihrer Spielfertigkeit und ihrem Charisma hat Dorothee Oberlinger es geschafft die von vielen ungeliebte Blockflöte wieder populär zu machen. Denn anders als viele von uns, hat sie die Zeiten musikalischer Früherziehung mit der Blockflöte immer genossen.

"Viele Leute haben das in der Musikschule gespielt oder in einer Schulklasse womöglich mit 30 Kindern auf einmal, und haben dann so ein Entsetzen in dieser Zeit erlebt, weil das nicht so schön klingt, dass sie dann abstinent geworden sind. Aber ich hatte das zum Glück nicht. Meine Mutter war meine erste Flötenlehrerin und wir haben viel Spaß gehabt gemeinsam das Instrument zu lernen. Ich habe immer gute Lehrer gehabt, die mich sehr gefördert haben. Auch während des Studiums hatte ich tolle Professoren. Ich glaube es war Glück, dass ich einfach an die richtigen Menschen geraten bin."

Professorin für Blockflöte

Nach einem Blockflötenstudium in Köln, Amsterdam und Mailand ist Dorothee Oberlinger lange schon selbst Professorin für Blockflöte. Seit 2004 unterrichtet sie am Mozarteum in Salzburg und leitet dort auch das Institut für Alte Musik. Mit ihren Studenten arbeitet sie weiter daran, den Klang ihres Instruments zu verfeinern.

"Einen schönen Klang zu bilden daran arbeitet man sein ganzes Leben. Denn man versucht eigentlich die Blockflöte wie die menschliche Stimme klingen zu lassen, mit vielen Farben und ausdrucksstark. Da muss man alle Tricks anwenden. Zum Beispiel wie schnell man die Luft fließen lässt, ob man schnelle oder langsame Luft benutzt. Oder ob man eine Vokal U, O, A, Ä, I denkt, etwas Helles oder Dunkles. Dann kann man mit den Fingern feinste Abstimmungen machen und sie ein bisschen wegziehen von den Löchern, um ein Diminuendo, also einen leiseren Effekt zu haben und so weiter. Also das erzeugt sehr viel Fingerspitzengefühl."

Ensemble 1700

Als begehrte Solistin spielte Dorothee Oberlinger mit namhaften Barockorchestern zusammen - von der Academy of Ancient Music bis zu Musica Antiqua Köln. Am häufigsten tritt sie aber mit dem von ihr gegründeten Ensemble 1700 auf. Ihr Zugang zum optimalen Blockflötenklang ist ein rhetorischer, einer der vom Wort her gedacht ist.

"Beethoven hat ja schon immer seien Schüler so unterrichtet, dass sie sich Texte überlegen sollten zu seiner Musik. Und so ist es auch in der Barockmusik. Es sind sehr oft ganz konkret Rezitative oder Arien aus Opern, die die Komponisten dann in ihrer Instrumentalmusik benutzt haben. Bei Händel zum Beispiel finden wir das ganz häufig. Ich denke mir dann wirklich Wörter. Also wenn ein Musikstück dann losgeht mit [singt] Pomm, Dadadadim!, dann denke ich ist das ein Oh! oder ein Ach! am Anfang. Also ein Ausruf oder ein Fragezeichen. Also ganz rhetorisch eben."

Das italienische und französische Repertoire liebt Dorothee Oberlinger ebenso wie das deutsche. Letzteres vielleicht noch ein klein wenig mehr. Denn 2016 wurde sie zur Telemann-Botschafterin berufen und 2018 zur Intendantin der Musikfestspiele Potsdam auf Schloss Sanssouci. Auch wenn sie in den vergangenen Jahren immer häufiger als Dirigentin auftritt, als Königin der Blockflöte hält sie ihrem Instrument natürlich weiter die Treue.

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 29. August, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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