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Stichwort - Galanter Stil Gefälliger, nicht zu unterschätzender Kompositionsstil

"Galanterie", Gemälde von Lawrence Alma-Tadema | Bildquelle: Lawrence Alma-Tadema

Bildquelle: Lawrence Alma-Tadema

Stichwort - Galanter Stil

Gefälliger, nicht zu unterschätzender Kompositionsstil

Das Idealbild des Mannes: er ist klug und belesen, er kann seine Bildung in angenehmer Rede vortragen, er weiß, sich modisch zu kleiden, er ist witzig und natürlich stets höflich, er ist kultiviert in allen Lebenslagen, genießt die Konversation bei Kaffee und Tabak. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde für so ein Prachtexemplar der Begriff des galant homme, des "galanten Mannes" gebraucht. "Galant" entwickelt sich zu einem Modewort, auch in der Musik. Der galante Stil grenzt sich ab von allzu intellektuellen und verkopften Stücken, allzu schwer verständlichen Kompositionen, die oft zwar auf dem Papier faszinieren und den Musiker fordern, den Zuhörer aber nicht notwendigerweise durch Gefälligkeit erfreuen.

"Was heißt denn gelant seyn bey einem Componisten? Mich dünkt soviel, als in einem musikalischen Stücke, es sey von was für einer äußerlichen Form es wolle, einen so gefälligen und dem vorgesetzten Endzwecke gemäßen Gesang, über eine so leicht zu begreifende richtige Harmonie erfinden, daß jeder Zuhörer, der auch nichts von den schweren Geheimnissen des krebsgängigen Canons versteht, daran Gefallen findet, und davon gerühret wird." So drückt es der Musiktheoretiker Wilhelm Friedrich Marpurg 1760 aus.

"Menuetten, und andere Galanterien"

"Galant" wird als Attribut in Titeln verwendet, so gibt es Opern wie "L'Europe galante" von André Campra oder "Les Indes galantes" von Jean- Philippe Rameau, die die Idee des Galanten ins Zentrum stellen. Doch auch einzelne Sätze in Suiten können "La Galante" überschrieben sein, Sammlungen mit Instrumentalmusik tragen den Begriff im Titel. "Praeludien, Allemanden, Couranten, Sarabanden, Giguen, Menuetten, und andere Galanterien" ist der Titel des ersten Teils der Clavier-Übung von Johann Sebastian Bach.

Bach ist mit Sicherheit das beste Beispiel, dass sich der galante Stil und größte Kompositionskunst nicht ausschließen müssen. Oder, wie Johann Mattheson in "Der vollkommene Kapellmeister" schreibt: "Galanterie-Stücklein darff man eben nicht immer ohne Unterschied läppisch nennen: sie gefallen offt besser, und thun mehr Dienste, wenn sie recht natürlich gerathen sind, als großmächtige Concerte und stolze Ouvertüren. Jene erfordern nicht weniger ihren Meister nach ihrer Art, als diese."

Ausdrucksstark und gleichzeitig zierlich

Meister gibt es viele, die im galanten Stil komponieren. "Die allerberühmtesten und galantesten Componisten in Europa, als Giovanni Maria Capelli, Antonio Bononcino, Francesco Gasparini, Benedetto Marcello, Vivaldi, Caldara, Alessandro Scarlatti, Lotti, Reiser, Händel, Telemann." So fasst es Johann Mattheson 1721 zusammen, doch auch danach noch finden sich natürlich Komponisten, die es verstehen, ausdrucksstark und gleichzeitig zierlich, unterhaltend zu komponieren.

Die Liste kann noch durch einige Namen ergänzt werden, zwei sehr berühmte Vertreter waren Carl Philipp Emanuel Bach und sein Bruder Johann Christian, zur Zeit von Matthesons Aufzählung zarte sieben Jahre alt der eine und der andere noch gar nicht geboren.

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