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Gavotte Beliebter französischer Tanz in Renaissance und Barock

"Hüpfende Bergmänner" - so stellte sich der Hamburger Johann Mattheson Gavottetänzer vor; zumindest, bevor die Gavotte Einzug in die Kunstmusik hielt.

Die Gavotte ist ein historischer Gesellschaftstanz. Sie ist häufig Bestandteil der barocken Suite., Holzschnitt, ca 1880 - Digitale Reproduktion | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Eine Gavotte - so klang die Musik, zu der sich die höfische Gesellschaft vom 16. bis zum 18.Jahrhundert amüsierte. Wie die meisten barocken Tanzsätze, so hat auch die Gavotte einen langen Weg aus der volkstümlichen Sphäre hinter sich. Der Ursprung liegt im 16. Jahrhundert, wahrscheinlich früher. Sie war schon immer sehr populär und in vielen Regionen vor allem Frankreichs verbreitet, wo zahlreiche eigene Stilinterpretationen entstanden. Die Gavotte wird bis heute als Volkstanz in der Bretagne, Provence und dem Baskenland gepflegt.

JAUCHZEN UND HÜPFEN

Johann Mattheson schrieb 1739 über die Gavotte in "Der vollkommene Capellmeister": "Ihr Affect ist wircklich eine rechte jauchzende Freude. Ihre Zeitmaaße ist zwar gerader Art, aber kein Vierviertel-Tact, sondern ein solcher, der aus zween halben Schlägen bestehet… Was aber Menage von dem Ursprunge des Nahmens Gavote gedenckt, als ob derselbe von einem Bergvolcke in der Landschaft Gap herkomme, läßt sich hören. Mich deucht, ich sehe diese Bergmänner auf den Hügeln mit ihren Gavoten herumhüpffen…"

Die Beliebtheit der Gavotte lag wohl zum einen an der für eine gerade Taktart sehr lebendigen, tänzerischen Art - die Gavotte wird meistens alla breve gespielt -, gleichzeitig hat sie einen gut fassbaren Charakter: einprägsamer Rhythmus, Kraft der rhythmischen Struktur, eine klare Gliederung der Phrasen. Typisch ist der halbtaktige Auftakt. Gavotten haben oft geradezu "Gassenhauerqualitäten".

TANZ DES BAROCKS

In der barocken Instrumental-Suite fand die Gavotte ihren Platz zwischen Sarabande und Gigue. Oft wurde sie mit einer zweiten Gavotte kombiniert, die meist mit Bordunbässen eine Musette nachahmte; auch die Gavotte in Rondoform wurde gerne gespielt - beide Varianten finden sich in den Solosuiten von Johann Sebastian Bach für Violine bzw. Cello.

Die Gavotte ging mit der höfischen Gesellschaftskultur des Absolutismus zusammen unter; ausdrückliche Gavotten werden später nur noch vereinzelt komponiert. Zum Träger einer bahnbrechend neuen musikalischen Sprache wird die alte Form bei Arnold Schönberg:  die Zwölfton-Gavotte aus der berühmten "Suite für Klavier".

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 30. September 2012, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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