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Gigue Barocker Tanz mit irischen Wurzeln

Als Schlusssatz der barocken Suite wird die Gigue bis heute von Instrumentalisten gespielt, getanzt wird bis heute in manchen Gegenden Großbritanniens ihre Schwester, die "Jig".

The Last Jig or Adieu to Old England, January 10, 1818. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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"Giga (ital.) oder Gigue (gall.) ist ein behender Englischer Tantz in 3/8, 6/8, oder 12/8 Tact gesetzt… Man hält davor: sie habe ihren Namen von dem Italiänischen Wort Giga, welches eine Geige oder Fiedel heißet, es kann aber auch wohl seyn, daß dieser Tantz vom Schlenckern der Beine, dessen sich wohl die Seil-Täntzer als andere bedienen, und giguer (gall.) genennet wird, die Benennung bekommen hat. Wie denn auch im Teutschen das Wort giguen nicht unbekannt ist, sondern vom ungewöhnlichen Gehen eines Menschen gebraucht wird."

Dieser Eintrag aus dem "Musicalischen Lexicon" von Johann Gottfried Walther aus dem Jahr 1732 zeigt die große Verwirrung, die um die Herkunft des Wortes Gigue lange Zeit geherrscht hat. Heute geht man davon aus, daß die Gique als "Jig" in den keltischen Teilen Großbritanniens entstanden ist. Bis jetzt wird die Jig in Irland und Schottland als lebhafter und ausgelassener Volkstanz gepflegt.

VOM TANZBODEN IN DIE INSTRUMENTALE SUITE

Um 1600 bildete sich die Jig dann in der englischen Kunstmusik zunächst als unabhängiges Instrumentalstück heraus. Der "Import" der Jig nach Frankreich wird dem Lautenisten Jaques Gaultier zugeschrieben, der von 1619-48 am englischen Hof wirkte. Im barocken Frankreich stieß der nun Gigue ausgesprochene Tanz schnell auf Anklang und war alsbald in Mode.

VERGNÜGTE PUNKTIERUNG

Die typischen Punktierungen des französischen Stils betonen den tänzerischen und vergnügten Charakter der Gigue. Gerne wurde der Beginn imitatorisch gestaltet, wobei die Umkehrung dann oft den zweiten Teil einleitete. Ungehemmter Spielfluss dagegen kennzeichnet die Giga, das italienische Gegenstück. Neben Allemande, Courante und Sarabande wurde die Gigue zum vierten Standard-Satz der barocken Suite, bei der er meistens - aber nicht immer den Abschluss bildete.

Nach 1750 kam die Gigue aus der Mode - hat aber als schwungvolles Finale durchaus in Werken von Haydn, Mozart und Beethoven ihre Spuren hinterlassen. Von Schumann über Debussy und Reger bis hin zu Schönberg, Strawinsky oder Martin tauchen immer mal wieder Stücke mit dem Titel Gigue oder Jig auf. Auch im 20.Jahrhundert trägt die Gigue vor allem den Charakter eines lebensfreudigen Tanzes im Dreiertakt.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 6. März 2011, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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