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Stichwort - Gottfried Reiche "Bachs Trompeter"

Gottfried Reiche galt als "Bachs Trompeter", denn er war einer der besten Trompetenspieler seiner Zeit. Aber auch seine Kompositionen können sich hören lassen. Sie zählen zum Besten der deutschen Stadtpfeifermusik. Vor 350 Jahren wurde Reiche geboren.

Gottfried Reiche | Bildquelle: picture alliance/akg images

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Das Stichwort vom 5. Februar 2017

Gottfried Reiche

Gottfried Reiche war ohne Frage einer der bedeutendsten Trompetenvirtuosen des Barocks. Doch seine Vorliebe für die Musik seines Freundes Johann Sebastian Bach und sein sächsischer Patriotismus kosteten ihn das Leben. Am 5. Oktober 1734 blies der 67-jährige Reiche bei einer festlichen Abendmusik zu Ehren des sächsischen Kurfürsten. Gespielt wurde, unter der Leitung Bachs, dessen Huldigungskantate "Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen". Durch die Strapazen der Freiluftaufführung und den vielen Fackelrauch, den er einatmete, brach Gottfried Reiche am darauffolgenden Tag vor seiner Wohnung tödlich zusammen. Ihn hatte der Schlag getroffen.

Lebenslang in Leipzig

Der in Weißenfels geborene Reiche hatte das Trompetenspiel bei der dortigen Stadtpfeiferfamilie von der Pike auf gelernt. Mit 21 Jahren wechselte er nach Leipzig, wo er zunächst eine Stelle als Stadtpfeifergeselle erhielt. Er war schon damals ein so exzellenter Spieler, dass man ihm Extrahonorare zahlte, um ihn in der Stadt zu halten. Diese Rechnung ging auf: Gottfried Reiche blieb sein Leben lang und brachte es bis zum Senior-Stadtmusicus. Anlässlich seines 60. Geburtstags ließ der Rat der Stadt Leipzig ihn sogar malen. Eine Ehre, die ein städtischer Angestellter eher selten errang. Das prächtige Gemälde von Elias Gottlob Haußmann ist noch erhalten und zeigt den Portraitierten mit einem dreifach gewundenen Blasinstrument in seiner Rechten. Bis heute sind sich die Experten nicht einig, ob es sich dabei um eine Trompete oder ein Horn handelt. Auch mehrere Nachbauversuche konnten das Rätsel nicht lösen.

"Bachs Trompeter"

Als Bach 1723 als Thomaskantor nach Leipzig kam, war er glücklich dort einen so gefeierten Trompetenspieler vorzufinden. Reiche wirkte als 1. Trompeter bei zahlreichen Aufführungen von Bachs Musik mit. Für ihn komponierte Bach in dieser Zeit besonders virtuose Blechbläserparts, so dass Reiche bald als "Bachs Trompeter" galt.

Nur für Könner

Doch auch als Komponist muss sich der Stadtpfeifer Reiche nicht verstecken, auch wenn sich nur wenige seiner Werke erhalten haben. So gingen etwa die fünf Choralbücher mit seinen 122 Abblas-Stücken und seine 40 Sonaten zu fünf Stimmen verloren. Doch zeigen seine 24 Quatricinien für Zink und drei Posaunen, dass sie mit zum Besten gehören, was die deutsche Stadtpfeiferkunst zu bieten hat. Die Sonatinen und Fugen sind äußerst anspruchsvoll und verlangen echte Könner auf dem Instrument.

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