BR-KLASSIK

Inhalt

Intermedium Zwischenstück zur Gliederung eines Schauspiels

Aus kurzen musikalischen Einschüben in einem Schauspiel-Abend wird im Laufe der Jahre eine eigene Gattung, bei der ein Herrscher zeigt, was er sich leisten kann.

Christel Loetzsch als Dorina und Matthias Rexroth als Nibbio proben am 02.04.2014 in Dresden (Sachsen) auf der Bühne der Semperoper "L_impresario delle Canarie/Sub-Plot" in der musikalischen Version von Giovanni Battista Martini. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Es dürfte im 15.Jahrhundert in Italien gewesen sein, dass jemand auf die Idee gekommen ist, zwischen den einzelnen Akten eines Schauspiels kleine eigenständige Werke aufzuführen. Die sollten nichts mit dem eigentlichen Stück zu tun haben und waren oft rein instrumental, mitunter waren aber auch Sänger dabei. Die Musiker waren oft irgendwo hinter den Kulissen versteckt, also unsichtbar, das waren dann die so genannten "Intermedi non apparenti".

AUFLOCKERNDE UNTERHALTUNG

Waren es anfangs noch vier Intermedien gewesen, die zwischen den üblicherweise fünf Akten des Schauspiels gegeben wurden, kamen später noch zwei dazu. Die gesamte Aufführung begann und endete dann also mit einem Intermedium. Und oft wurden die Intermedien dann doch auf der Bühne aufgeführt, wurden szenisch aufbereitet und somit sichtbar: "Intermedi apparenti".

Aus den kleinen Pausenfüllern wurden eigenständige Stücke mit eigenem Handlungsstrang, ausgeführt von Instrumentalisten, Sängern, Pantomimen und Tänzern. Entstammten im Schauspiel die Personen dem bürgerlichen Milieu, so traten in den Intermedien meist Gestalten der Mythologie auf oder Fabelwesen, Gaukler oder Hanswurste; auch dressierte Tiere gab es zu sehen. Aufwändige Bühneneffekte und kostbare, oft exotische Kostüme gab es zu bewundern.

KLOTZEN STATT KLECKERN

Von vielen Intermedien, gerade von denen der ausgehenden Renaissance, gibt es keine Belege, welche Musik da genau gespielt und gesungen worden ist. Vermutlich waren es einfach kurze Stücke, die auch sonst, etwa zu Banketten, gespielt wurden. Die genauesten Zeugnisse über Intermedien dürften aus Florenz stammen. 1589 etwa wurde dort die Hochzeit zwischen Ferdinando de' Medici und Christine von Lothringen gefeiert. Über die Intermedien, innerhalb der mehrwöchigen Festivitäten freilich nur eine Attraktion unter vielen, begeisterte sich ein Gast so:

"Dieser Intermediorum herligkeitt und grose kunst kann nicht wie sichs gebhurrt beschrieben werdenn, und die dis ubermenschslich werk nicht gesehenn konnen bei sich nicht begreifen, wie es meglich sein kontte"

Aus den ursprünglich kurzen Musikeinlagen war im Laufe der Zeit etwas Eigenes geworden, das Intermedium stellte nicht selten das Schauspiel in den Schatten. Gerade im höfischen Kontext, in den so genannten "Intermedi aulici" zeigten die Herrscher, welche Pracht und Herrlichkeit an ihrem Hof möglich war.

FLIEßENDER ÜBERGANG: INTERMEZZO

Nicht nur zwischen den Akten eines Schauspiels, sondern später auch bei Opernaufführungen gab es Intermedien, und auch manch Intermedium selbst und mehr noch sein Verwandter und Nachfolger, das Intermezzo, weist Ähnlichkeiten mit der Oper, insbesondere der Opera buffa auf.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 18. August 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player