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Johannes Ciconia Franko-flämischer Komponist und Musiktheoretiker

Ab dem ausgehenden Mittelalter gaben Musiker aus franko-flämischen Gebieten den Ton an in Europa. Einer der ersten mit nachhaltigem Einfluss war Johannes Ciconia.

Manuskript von Johannes Ciconia | Bildquelle: © Oxford, Bodleian Library

Bildquelle: © Oxford, Bodleian Library

Wer war Johannes Ciconia? Wie lauten seine Lebensdaten? Lange Zeit wusste man nichts Genaues über den Mann hinter diesem großen Namen. Nur dass er ein überragender Musiker am Übergang vom späten Mittelalter zur Renaissance war.

KARRIERE TROTZ SCHWIERIGEN STARTS

Heute weiß man, dass Johannes Ciconia das Kind einer Mesalliance war, wie man früher zu sagen pflegte: er war der uneheliche Sohn eines Priesters und einer vornehmen Dame des hohen Standes. Johannes Ciconia wuchs in Liège auf, im belgischen Lüttich. Schon früh ging er nach Italien. In den 1390er Jahren hielt er sich in Rom auf, anschließend in Pavia. 1403 wurde er Kathedralkantor in Padua – eine Position, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1412 besetzte.

UMFASSENDES OEUVRE

Als Komponist verfügte Johannes Ciconia über eine breite Palette. Seine weltliche Musik umfasst Kanons zu lateinischen Texten, Virelais über altfranzösische Lyrik, und Johannes Ciconia komponierte auch italienische Madrigale. Als Komponist geistlicher Musik hinterließ Johannes Ciconia zahlreiche Motetten sowie viele Gloria- und Credo-Vertonungen.

EINFLUSS ÜBER LANDESGRENZEN HINWEG

Unter der so genannten Gruppe der "Niederländer", der Meister der niederländischen Vokalpolyphonie, war Johannes Ciconia der erste, der nach Italien ging. Sein Schaffen ist bedeutend und signifikant, nicht nur als Komponist, sondern auch als Musiktheoretiker. Seine beiden Traktate "Nova Musica" und "De Proportionibus" sind weniger Kompositionslehren als vielmehr ästhetische, kunsttheoretische Schriften. Johannes Ciconia war eine Schlüsselfigur seiner Zeit, und zwar so sehr, dass der deutsche Musikforscher Heinrich Besseler zu Recht von der "Epoche Ciconia" sprechen konnte.

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 31. Juli 2021, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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