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John Dunstable Englischer Komponist der Frührenaissance

John of Lancaster, 1. Duke of Bedford, Arbeitgeber von Dunstable | Bildquelle: British Library

Bildquelle: British Library

Das Stichwort vom 16. Oktober 2016

John Dunstaple

Viele Zeugnisse haben wir heute nicht mehr, die uns Auskunft über das Leben von John Dunstable geben können. Sein Geburtsjahr dürfte um 1395 gewesen sein, das ist aber eine Schätzung. Seinen Todestag dagegen wissen wir genau, es war der 24.12.1453. Begraben wurde er in der Londoner Kirche Saint Stephen. Diese Kirche existiert heute nicht mehr, sie fiel dem großen Brand zum Opfer.

VERBÜNDETER DER STERNE     

Dunstables Grabplatte allerdings ist noch erhalten, und mit ihr die Grabinschrift.

"Hier ist er, eingeschlossen in diesem Grab; er, der den Himmel in seiner Brust umschlossen hat, John Dunstaple, der Verbündete der Sterne. Durch seinen Rat wusste Urania dem Himmel Geheimnisse zu entlocken. Dieser Mann war dein Ruhm, dein Licht, dein Anführer, deine Musik. Im Jahr 1453, am Tag vor Christus' Geburt, ging er hinüber zu den Sternen. Mögen die Bürger des Himmels ihn als ihresgleichen empfangen."

Sein Werdegang wirft einige Rätsel auf. In den ersten Jahren als Komponist schreibt er extrem viel, so viel wie kein zweiter englischer Komponist seiner Zeit. Hauptsächlich geistliche Werke. Messen, Antiphone, Motetten. Viele isorhythmische Motetten, das ist das damalige Kompositionsideal. Überliefert sind seine Werke allerdings überwiegend in Quellen auf dem Kontinent - nicht in England.

IN ENGLAND UND AUF DEM KONTINENT

Er prägt die Musik seiner Heimat und darüber hinaus auch die des übrigen Europas. Dunstable verbringt wohl einige Zeit seines Lebens in Frankreich, als Bediensteter des Herzogs von Bedford. Gut möglich, dass er dort Gilles Binchois begegnet. Aber - er hat keinen der wirklich hoch angesehen Posten inne, ist nicht Mitglied der "Chapel royal" oder einer anderen bedeutenden Kapelle. Und das, obwohl seine Musik überaus beliebt und hoch gelobt ist; wahrscheinlich wird sie bei der Krönung von Heinrich VI. aufgeführt.

NEUE WIRKUNGSFELDER

Nach 1435 komponiert er kaum noch. John Dunstable wendet sich einem anderen Gebiet zu, der Sternenkunde. Astronomie und Astrologie, auch die Mathematik bestimmen nun sein Leben. Verantwortlich dafür dürfte die Anstellung im Haus der Königin Joan sein. Sie hatte mehrere Jahre als verurteilte Hexe im Gefängnis verbracht. Nach Joans Tod wechselt Dunstable ins Haus ihres Schwiegersohns, des Herzog von Gloucester. Auch dessen Frau wird wegen Hexerei angeklagt, verurteilt und bis an ihr Lebensende unter Hausarrest gestellt. Der Herzog von Gloucester ist ein vielseitig interessierter Mann, hier kommt Dunstable mit den Ideen des Humanismus in Kontakt, auch mit Medizin oder Geschichte. Vielleicht beschäftigt er sich auch mit schwarzer Magie. Aus dem schon zu Lebzeiten so hoch gelobten John Dunstable war ein Verbündeter der Sterne geworden.

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