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John Eliot Gardiner Britischer Dirigent und Biobauer

Er gründete eine Reihe von Ensembles, die allesamt in der ersten Reihe der Originalklang-Bewegung stehen und mit denen John Eliot Gardiner Musik von Barock bis Romantik und darüber hinaus authentisch interpretiert.

Sir John Eliot Gardiner vor einem Porträt des Komponisten Johann Sebastian Bach | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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"Ich hatte das Glück, in einer Familie von ambitionierten Hobbymusikern aufzuwachsen, für die Musik einfach zum täglichen Leben gehörte. Mein Vater war ein Pionier des Biolandbaus, und für ihn gehörte Musik immer dazu und es war ganz selbstverständlich, dass man sang und Instrumente spielte. Auch als Teil der Rituale des Jahres - sei es Weihnachten, oder Ostern, oder jeder andere Anlass."

SINGEN ALS LEBENSELIXIER

So lernte der kleine John Eliot als Kind Klavier, Geige und Bratsche spielen - aber vor allem sang er. "Singen war für mich immer die wichtigste musikalische Aktivität; und das ist auch der Grund, warum ich meinen Monteverdi Choir nun seit 1964 leite." Diesen Chor gründete der damals gerade 21-Jährige eigentlich als Gegenentwurf zur englischen Tradition, mit ihrem gut gemischten und homogenen Klang, denn er wollte lebendigere Klangfarben, um das mediterrane Repertoire adäquater interpretieren zu können.

Vier Jahre später kam das Monteverdi Orchestra dazu - noch auf modernem Instrumentarium. Kein Dauerzustand, fand der Dirigent: "Zehn Jahre später gründete ich die English Baroque Soloists, weil ich mit dem Monteverdi Orchestra an einen Punkt gelangt war, an dem ich mit ihnen in meinem Bemühen, diese Klangwelt zu kreieren, die ich suchte, nicht mehr weiterkommen konnte. Diese Gründung war eigentlich eine Reaktion darauf, dass ich es als entstellend empfand, wenn französische Barockmusik auf modernen Instrumenten gespielt wurde."

BACH UND MONTEVERDI IM ORIGINALKLANG…

Mit diesen Ensembles entstanden beispielsweise die Einspielung des Bach'schen Vokalwerks oder von Monteverdis Opern. Und mit diesen Klangkörpern wurde Gardiner bald weithin bekannt - nicht zuletzt ob seiner klaren, virtuosen Interpretationen und oft rekordverdächtigen Tempi.

Das letzte Orchester, das der Brite ins Leben rief, war 1991 das Orchestre Révolutionnaire et Romantique. Nicht einmal das erste Symphonieorchester auf historischem Instrumentarium - aber dennoch vom Publikum anfangs misstrauisch beäugt: "Die Leute haben eine Vorstellung, wie ein Orchester zu klingen hat - und da kamen wir: wirklich als Pioniere, und versuchten herauszufinden, wie Beethoven, Berlioz oder Schumann im Kontext ihrer Zeit geklungen haben könnten. Das war also eine ganz neue und radikale - wirklich revolutionäre - Herangehensweise an die Musik des 19. Jahrhunderts."

… ABER AUCH MOZART, SCHUMANN UND BRUCKNER

Inzwischen hat sich das Publikum an diese Interpretationen gewöhnt. Gardiner wird gar immer wieder eingeladen, mit modernen Symphonieorchestern Programme zu erarbeiten - wobei er nicht als der geduldigste Dirigent aller Zeiten gilt, und es sich dar ob schon mit so manchem berühmten Klangkörper verscherzt hat.

Außerdem ist Sir John in die Fußstapfen seines Vaters getreten, beschäftigt sich mit Ökolandbau und der Zucht von Biorindern. Und so gilt auch für diesen Bereich seines Lebens, was für den musikalischen spätestens seit 1964 galt: Möglichst authentisch!

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 11. September 2011, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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