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Josef Ulsamer Deutscher Cellist und Gambist

Von kuriosen Begebenheiten der Anfangszeit der historischen Aufführungspraxis weiß Josef Ulsamer zu berichten genauso wie von den ersten Schritten einer der langlebigsten Sendungen in der deutschen Radiolandschaft, dem Tafel-Confect.

Josef Ulsamer 1959 | Bildquelle: BR Franken

Bildquelle: BR Franken

Stichwort | 19.04.2015

Josef Ulsamer

"Begabter Cellist von feiner Musikalität, mit hochentwickeltem Klangsinn, routinierter Kammermusikspieler, besonders brauchbar als Continuo-Cellist" so heißt es im Personalbogen "Josef Ulsamer" des Bayerischen Rundfunks vom Oktober 1949. Der Musiker war damals 26, hatte in Nürnberg Cello und in Erlangen Musikwissenschaft studiert. Und er war Privatschüler von Christian Döbereiner, der 1936 die erste Viola da Gamba-Schule verfasst hatte. Das damalige Studio Nürnberg des Bayerischen Rundfunks prägte die Karriere von Josef Ulsamer. Hier war mit Willy Spilling 1952 der Mitbegründer der Sendereihe "Musikalisches Tafel-Confect" und später Leiter der Abteilung Volksmusik. Doch vor allem war Josef Ulsamer einer der frühen praktischen Musiker, die der historischen Aufführungspraxis, dem Musizieren auf alten Instrumenten verschrieben waren.

PIONIERTATEN

"Ich habe in Herford beim Heinrich-Schütz-Fest den ersten Auftritt von vier Krummhörnern nach jahrhundertelanger Pause miterlebt. Der Steinkopf hat die damals aus alten Küchenstühlen und den Beinen von Küchenstühlen und Küchentischen gebastelt. Das war damals in dem Konzert ein wohlwollender Lacherfolg." Josef Ulsamer

MUSIKER UND RADIOMACHER

In der Folge machte Josef Ulsamer als Gambist und Ensembleleiter die Alte Musik zur Domäne seiner Tätigkeit. 1955 gründete er das Ulsamer-Collegium. Quellenforschung und die Einrichtung von Aufführungsmaterial standen neben dem Musizieren im Zentrum - auch, um Repertoire für die wöchentlichen Ausgaben des Tafel-Confects bereitzustellen.

"Und dann sahen wir, dass dieses Tafel-Confect eine Resonanz bei den Hörern fand, wie es bei einer Sendung der sogenannten Ernsten Musik überhaupt noch nie der Fall war. Da hat sich natürlich die Produktion auch sehr stark erweitert, und wir sind dann so im Lauf der 50er-Jahre sind wir so zu einem Spezialitäten-Studio für Alte Musik geworden und alles, was Rang und Namen hatte, in der ganzen Welt, das haben wir nach Nürnberg zu Aufnahmen geholt." Josef Ulsamer

GROSSE NAMEN IN NÜRNBERG

Zu jenen Größen gehören Nikolaus Harnoncourt, August Wenzinger, Gustav Leonhardt, Hans-Martin Linde und viele andere - die ganze Crème de la Crème der damaligen historischen Aufführungspraxis.

Josef Ulsamer: am Ende war er ein mit internationalen Preisen und Auszeichnungen hochdekorierter Künstler, Professor für Gambe an der Musikhochschule Würzburg, Leiter der dortigen Abteilung für historische Instrumente. Seine rund 80 Schallplatten mit Alter Musik wurden mehrfach mit dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet. Seine ungezählten Rundfunkaufnahmen zählen nach wie vor zu den Preziosen im Schallarchiv des Bayerischen Rundfunks. Josef Ulsamer - er war ein wegweisender Pionier der historischen Aufführungspraxis und eine ihrer frühen Koryphäen.

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 23. Oktober 2021, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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