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Loure Französische Sackpfeife und Barocktanz

Das lateinische Wort "lura" heißt "Luftsack", daraus wurde im französischen die "loure", eine große Sackpfeife. Die Loure als Tanz kam am tanzbegeisterten Hof des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. auf.

Bauerntanz | Pieter Buegel der Ältere | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das Stichwort vom 10. Juni 2018

Loure

Heute prägt der schottische Dudelsack unser Bild von den Sackpfeifen. Doch im Mittelalter waren die Instrumente in einer riesigen Formenvielfalt überall in ganz Europa verbreitet. Das lateinische Wort "lura" heißt "Luftsack", daraus wurde im französischen die "loure", eine große Sackpfeife.

Gravitätisch

1672 erscheint zum ersten Mal der Titel "Loure" für einen Tanz: in der Pastorale "Les Festes de l'amour et de Bacchus" von Jean-Baptiste Lully. Ob sich der Name des Tanzes aus dem Instrument herleitet, ist umstritten - harmonisch und melodisch gibt es keine Ähnlichkeiten mit dem typischen Dudelsack-Idiom, dessen Charakter stark durch die tiefen Haltetöne, die sogenannten Borduntöne geprägt ist. Die gängige Hypothese lautet, dass die "Loure" von Bauernliedern und -tänzen abstammen könnte, die von Sackpfeifen begleitet worden sind.

Wie fast alle Volkstänze wurde auch die Loure am französischen Hof langsamer und gravitätischer getanzt und veränderte daher im Laufe der Zeit ihr Tempo und ihren Charakter. Sie behielt dennoch einige Anklänge an den ursprünglichen Volkstanz bei: klar gegliederte Perioden etwa und ein beschwingtes Metrum im 6/4 Takt.

Beschwingt

Das besondere Charakteristikum der Loure ist der Auftakt aus Achtel und Viertel, was zunächst eine irritierende Wirkung hervorruft, bis sich das herrschende Metrum etabliert hat. Typisch sind auch die unterschiedlichen Varianten der Rhythmisierung: z. B. der Kontrast von punktiertem Rhythmus und jambischem Dreiermetrum oder hemiolische Akzentverschiebungen im 6-Vierteltakt. Johann Sebastian Bach verschränkt in seiner Loure aus der Partita für Solovioline BWV 1006 die charakteristische Rhythmik mit kontrapunktischer Stimmführung.

Anders als etwa Menuett oder Polonaise verschwand die Loure nach 1800 aus dem Repertoire der Tanzmusik. Nur in Einzelfällen wurde sie in Romantik oder Moderne noch einmal aufgegriffen, wie hier von Hans Werner Henze.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 10. Juni 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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