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Marin Marais Französischer Gambist und Komponist

Wenn es "den einen" gibt unter den Gambisten, dann war das Marin Marais (1656 – 1728). Seine Kompositionen zählen zu den Höhepunkten der Gambenliteratur und zeugen von der Schönheit und Pracht der (Kammer)musik des französischen Hochbarocks.

Komponist Marin Marais (1656-1728) | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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"Das Reich der Gambe war von Marais gegründet und machtvoll erbaut worden." Hubert Le Blanc

Das schreibt Hubert Le Blanc, Geistlicher, Jurist und leidenschaftlicher Gambist, in seiner Schrift mit dem Titel "Verteidigung der Viola da Gamba gegen die Angriffe der Violine und die Anmaßungen des Violoncellos". Sie wird gut zehn Jahre nach Marais Tod veröffentlicht, als der Niedergang der Gambe längst schon besiegelt ist. Marais Ruhm hält sich noch einige Jahre, doch ereilt den vielleicht bedeutendsten Gambisten aller Zeiten ein Schicksal, das so viele Komponisten trifft: irgendwann werden auch seine Werke nicht mehr gespielt.

FILMISCHES DENKMAL

Zweieinhalb Jahrhunderte später wird ihm dann aber ein Denkmal gesetzt, das ihm zu weltweiter Berühmtheit verhilft. Der Spielfilm "Tous les matins du monde" ("Die siebente Saite") setzt die Beziehung zwischen Marin Marais und seinem Lehrer Sieur de Sainte-Colombe in Szene. Für die Musik, die im Film gespielt wird, zeichnet Jordi Savall verantwortlich. Der Soundtrack wird zum Bestseller.

"Das war ein großer Erfolg in den Kinos. Ich hatte die Musik gespielt und organisiert, und vom Soundtrack sind jeden Monat 100.000 bis 150.000 Platten verkauft worden, das war unglaublich. Ich denke, das Geheimnis war die Kombination von Musik, Film und einer schönen Geschichte, sehr gut repräsentiert mit guten Schauspielern. Das hat viele Leute und besonders viele junge Leute interessiert." Jordi Savall

KARRIERE AM HOF DES SONNENKÖNIGS

Marin Marais kommt in Paris als Sohn eines Schusters auf die Welt. Sein musikalisches Talent wird gefördert und mit nicht einmal 20 Jahren wird er Musiker im Orchester an der Pariser Oper. Das wird von Jean-Baptiste Lully geleitet, von dem er Dirigieren und Komponieren lernt. Bald darauf spielt er auch am Hof Ludwig XIV. und avanciert zum unangefochtenen Gamben-Star, der die französische Art zu spielen und komponieren gegen die aufkommende Begeisterung für italienische Musik verteidigt.

Es heißt, er spiele "wie ein Engel. Marais war in seinem Fach so geschickt, hatte eine so veredelte Art zu komponieren und eine so ausgefeilte Spieltechnik, dass er den Angriffen standhielt, die von Römern, Venezianern, Florentinern und Neapolitanern gegen Frankreich unternommen wurden. Er war zu verehren wie kein anderer, ein wahres Vorbild in der guten Komposition und in der schönen Ausführung. Ohne "beschränkt" zu sein, beschränkte er sich auf seine Piècen. Er, der die Fülle der Harmonie besaß, galt nicht als eingeengt durch die Grenzen, die er sich selbst steckte." Hubert Le Blanc

Von den erwähnten "Piècen" komponiert er weit über 500, viele davon in Suiten zusammengefasst. Es sind Tanzsätze, Préludes, Fantasien, Chaconnen, aber auch Charakterstücke mit programmatischen Titeln wie Labyrinth, Glocken oder Träumer. Auch seine Gallenstein-Operation verarbeitet er musikalisch.

Zwar ist der überwiegende Teil seiner Kompositionen Kammermusik, doch schreibt Marin Marais auch für größere Besetzungen. Eine Motette ist belegt, aber verschollen. Seine Bühnenwerke dagegen sind zumindest teilweise erhalten, etwa die Tragedie en musique "Alcyone", die 1706 uraufgeführt wird und noch lange nach Marais Tod, bis in die 1770er Jahre, aufgeführt werden sollte.

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 5. September, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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