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Stichwort - Masque Höfisches Maskenspiel

Die Motive der Masques waren oft mythologischen Ursprungs, auch konnte das Zusammenleben von Mann und Frau oder die Macht der Musik Thema sein.

Kostümentwurf für eine englische Masque | Bildquelle: New York Public Library

Bildquelle: New York Public Library

Das Stichwort vom 22. Januar 2017

Masque

Die Vermählung von Lord James Hayes mit Honora Denny am 5.Januar 1607 sollte standesgemäß gefeiert werden, und dazu gehörte unter anderem eine Theateraufführung. Im großen Saal des Whitehall-Palastes, des damaligen Hauptsitzes der englischen Könige, wurde eine Masque von Thomas Campion aufgeführt. Mit über vierzig Musikern und - das ist die Besonderheit bei einer Masque - mit adligen Darstellern, die sangen, schauspielerten und tanzten.

"Die Masque ist eine sehr zeitgebundene und auch sozial gebundene Form, die auch an eine ganz bestimmte soziale Form wie den Hof und das aristokratische Leben gebunden war. Es waren ja im Grunde so eine Art Selbstdarstellungs- und Selbstbespiegelungsspiele für eine elitäre, sich selbst zivilisiert feiernde Oberschicht, die sich da so als Maskenspieler, Karnevalsverkleider, Festanlässefeierer in diesen Masken sich selbst zelebriert hat. Also, es war nicht so etwas wie unser bürgerlicher Amüsierbetrieb, wo wir ins Theater gehen und uns etwas anschauen und nach zweieinhalb Stunden wieder nach Hause gehen, sondern das war eingebunden in eine Festkultur und Repräsentationskultur der Zeit." (Tobias Döring, Professor für Anglistik an der LMU München)

Mythologischer Ursprung

Die Motive der Masques waren oft mythologischen Ursprungs, auch konnte das Zusammenleben von Mann und Frau oder die Macht der Musik Thema sein. Wurde die Masque von Adligen bei Hof aufgeführt, war es eine "Court Masque", im kleineren Rahmen eine "Private Masque", und es gab auch so genannte "School Masques". Und dann noch die "Stage-Masque" - diese Form bricht mit der Idee der adligen Darsteller und wird von professionellen Schauspielern und Sänger dargeboten. Die wichtigen Poeten, die unter Königin Elisabeth I. und später unter König Jakob I. ihre Werke schrieben, hießen Samuel Daniel, Sir William Davenant oder George Chapman.

"Der bekannteste Autor und Künstler dieser Masque, die eben am Hof vor allem Jakob I. sehr reüssiert haben, sehr gepflegt wurden, war Ben Johnson, ein zeitgenössisch auch sehr gefeierter Dichter, Autor und Theatermann, der in Verbindung mit Bühnenkünstlern große Sachen gemacht hat." (Tobias Döring)

Abgelöst wird die Masque schließlich von der barocken Oper, in der nun nicht mehr gesprochen wird und die mehr Wert legt auf eine dramaturgische Stringenz. Trotzdem bezeichnet etwa Händel sein Werk "Acis und Galatea" noch als "Masque", obwohl dort weder Tanz noch gesprochene Dialoge vorkommen. Wohl als Reminiszenz. Und so bleibt diese Gattung in England noch lange im Bewusstsein - auch als ihre Blütezeit längst vorbei ist.

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