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Orchestra of the Age of Enlightenment Frischer Wind aus London

Seit über dreißig Jahren spielt es an vorderster Front der internationalen Originalklang-Szene mit – schlank im Klang und doch ausdrucksstark, verwurzelt in der Vergangenheit und doch stylisch modern: das Orchestra of the Age of Enlightenment, kurz: das OAE, aus Großbritannien.

Orchestra of the Age of Enlightenment | Bildquelle: © Paul Hudson

Bildquelle: © Paul Hudson

Stichwort | 11.08.2019

Orchestra of the Age of Enlightenment

Das Orchestra of the Age of Enlightenment, das Orchester des Zeitalters der Aufklärung, nennt sich nach der gleichnamigen Epoche der Kultur- und Geistesgeschichte. Die Musik dieser Epoche, die sich in etwa vom späten 17. Jahrhundert bis zur Wende zum 19. Jahrhundert erstreckte, bildet auch das Kernrepertoire des OAE: Musik von Purcell über Rameau, Bach und Händel bis zu Haydn und Mozart.

Im Geist der Aufklärung

Der Geist der Aufklärung im Sinn von Erleuchtung und Erneuerung prägt auch das Ethos des OAE. Als sich das Orchester 1986 in London aus Musikerinnen und Musikern der Originalklangszene formierte, wollte man sich aus den eingefahrenen Strukturen herkömmlicher Orchester lösen und stellte eine Liste von Gepflogenheiten zusammen, die vom OAE bis heute tunlichst vermieden werden:

  • das Musizieren als Routineangelegenheit,
  • Aufführungen nach unzureichender Probenarbeit,
  • rein kommerzielle Motive bei der Repertoireauswahl,
  • das Diktat eines Chefdirigenten.

"Demokratie der Könige"

In der Tat hat das Orchestra of the Age of Enlightenment nach wie vor keinen Chefdirigenten. Das selbstverwaltete, ausschließlich von Sponsoren finanzierte Orchester ist gewissermaßen eine "Demokratie der Könige": Die Orchestermitglieder wählen sich selbst ihre Dirigenten aus. Dabei gibt es gleichwohl Favoriten - die sogenannten Principal Guest Conductors. Dazu zählten und zählen Frans Brüggen und Charles Mackerras, Vladimir Jurowski und Simon Rattle. Nach der Fusion des OAE mit den London Classical Players im Jahr 1997 kam Roger Norrington hinzu. Zahlreich sind die anderen Gastdirigenten: Sigiswald Kuijken, Philippe Herreweghe, René Jacobs und viele mehr.

"Night Shift" - Die Konzertreihe der besonderen Art

Über die Jahre hat das OAE sein Repertoire bis in die Spätromantik ausgedehnt. Bei den Londoner PROMS brachte es 2004 mit Simon Rattle Wagners "Rheingold" zur Aufführung, mit Vladimir Jurowski spielte es Musik von Mendelssohn, Liszt und Mahler. 2002 avancierte das OAE zudem zum Associate Orchestra der Glyndebourne Festival Opera, und 2006 rief es in London eine eigene Konzertreihe der besonderen Art ins Leben: "The Night Shift" (Die Nachtschicht). Dem Publikum ist legere Kleidung gestattet, die Mitnahme von alkoholischen Getränken in den Saal und freie Beifallskundgebungen auch während der Stücke, alles wie in einem Jazz- oder Popkonzert. Das Orchestra of the Age of the Age of Enlightenment - gemäß dem Geist der Aufklärung lässt es einen frischen Wind durch die Konzertsäle der Klassik wehen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 11. August 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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