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Pavane Schreittanz italienischer Herkunft

In Anlehnung an einen Pfau mit ausgebreiteter Federkrone ist in der Renaissance ein Tanz entstanden, der Herrschern Gelegenheit zur Machtdemonstration gab.

Tanz Pavane | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Ein höfischer Ball im 16. oder 17.Jahrhundert: der Festsaal ist hell erleuchtet und zeigt allen überhaupt nur denkbaren Prunkt. Alles, war im Lande Rang und Namen hat, ist hier versammelt. Der 1. Höhepunkt: das Königspaar zieht ein - und dazu ertönt eine Pavane. Die Pavane ist der repräsentative Tanz der ausgehenden Renaissance schlechthin - feierlich, gemessen, fast immer in geraden Taktarten, Lieblingstanz von Elisabeth, der Königin von England.

PRUNK! PRACHT! PRESTIGE!

Der französische Tanzgelehrte Thoinot Arbeau schrieb 1588 in seiner Orchésographie: "Den Königen und Fürsten dient die Pavane dazu, sich prunkend zu zeigen in ihren großen Mänteln und Staatskleidern, begleitet von der Königin, den Prinzessinnen und Hofdamen, welche die langen herabgelassenen Schleppen ihrer Roben auf dem Fußboden nachschleifen oder zuweilen von ihren Damen tragen lassen."

Die Wurzeln der Pavane liegen in Südeuropa. Michael Praetorius, 1619 im Syntagma musicum: "Der Tanz aber kömmt ursprünglich aus Hispanien. In Maßen man siehet, dass er mit sonderlichen, langsamen, zierlichen Tritten und spanischer Gravität formieret werden muss."

STOLZE ELEGANZ

Hergeleitet wird diese Deutung vom spanischen Wort "pavo real" (der Pfau), da der Tanz das Stolzieren des Pfaus mit ausgebreiteten Schwanzfedern imitiere. Sicherlich eine sehr passende Beschreibung, da durch das langsame Tempo und einfache, überschaubare Tanzschritte die Pavane zum Tanzen in unbeweglichen und sperrigen Festgewändern geradezu prädestiniert war. Dagegen gilt heute die Herkunft aus Italien als sicher. Der Pavane als Schreittanz folgte auch gerne ein rascher Hüpftanz im 3-er-Takt. Vor allem in Nordeuropa war dies oft eine Galliarde.

Auch in neueren Zeiten wird die Pavane noch gelegentlich als Vorlage verwendet. Das wohl berühmteste Beispiel stammt von Maurice Ravel. Die "Pavane pour une infante défunte", die Pavane für eine verstorbene Prinzessin. Ravel beschwört neben der langsam-zelebrierenden Form auch die einstige Verbindung mit royaler und adeliger Sphäre herauf und schafft ein Werk von zeitloser und berückender Schönheit.

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 1. August 2020, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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