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Stichwort - P.D.Q. Bach Der untalentierteste aller Bachsöhne

Peter Schickele - Erfinder der Geschichte rund um den fiktiven P.D.Q. Bach | Bildquelle: © Peter Schickele

Bildquelle: © Peter Schickele

Stichwort | 07.02.2016

P.D.Q. Bach

P. D. Q. Bach: Geboren am 1. April 1742 in Leipzig, gestorben am 5. Mai 1807 in Baden-Baden. Der ungeliebteste aller Bach-Söhne war deutscher Komponist und Plagiator. Die musikalische Existenz von P. D. Q. Bach als tragisch zu bezeichnen, dürfte eine große Untertreibung sein. Denn die Urteile, die die Nachwelt über ihn und sein Werk fällte, sind nicht nur wenig schmeichelhaft, sondern geradezu verheerend. "Er war der schlechteste Musiker, der je ein Orgelpedal traktiert hat." "P. D. Q. Bach ist der Pickel im Gesicht der Musik.", "Der gefährlichste Musiker seit Nero".

Traumatisierende Kindheit

Der jüngste Spross von Johann Sebastian Bach, erlebte eine traumatisierende Kindheit. Sein Vater war so desinteressiert an dem unmusikalischen Sohn, dass er ihm weder Musikunterricht noch einen eigenen Namen gab. Erst als Fünfjähriger und nach mehrmaligem Drängen seines erwachsenen Bruders Wilhelm Friedemann, erhielt er die Kürzel P. D. Q.. Bis heute rätselt die Musikwissenschaft über die Vornamen, des von der Bach-Familie totgeschwiegenen Mitglieds, dessen Existenz erst in den 1960er Jahren entdeckt wurde. Die Teilnahmslosigkeit gegenüber seinem 21. Kind ging sogar soweit, dass Johann Sebastian nach seinem Tod dem Achtjährigen lediglich das billigste aller Musikinstrumente, ein Kazoo, hinterließ.

Mit 35 Komponist

1755 war P.D.Q. Lehrling in Dudeldorf bei dem Schreiner Ludwig Zahnstocher, dem Erfinder der singenden Säge. Mit seinem Meister zusammen erschuf er das wohl lauteste Musikinstrument der Welt: das Pandämonium. Allerdings war er schlau genug, sich noch vor der ersten öffentlichen Vorführung, bei der der Konzertsaal zusammenstürzte, aus dem Staub zu machen. Von da ab führte er ein unstetes Reiseleben. 1756 traf er Leopold Mozart in Salzburg und empfahl ihm, seinen neugeborenen Sohn Wolfgang gut zu unterrichten und viel üben zu lassen, damit aus ihm der größte Billardspieler aller Zeiten werde. In Muhenburg sang er erfolglos bei Farinelli vor, in dessen Kastratenchor er aufgenommen werden wollte. Später ging P.D.Q. nach Sankt Petersburg, um seinen entfernten Cousin zu besuchen, und zeugte mit dessen Tochter Betty Sue ein uneheliches Kind. Nach Aufenthalten in halb Europa und der Türkei beschloss er mit 35 Jahren in Wien das zu tun, was einem als Bach-Sohn halt vorbestimmt sei, und wurde Komponist.

Ungewöhnlichste Besetzungen

P. D. Q. Bach komponierte, indem er andere konsequent plagiierte und für die ungewöhnlichsten Besetzungen und Instrumente schrieb. Zu seinen wiederentdeckten Werken zählen etwa ein Pervertimento für Dudelsack, Fahrrad, Ballons und Streicher, die Kantate für Solohund "Wachet Wufff!", das Konzert für Fagott gegen Orchester, die Erotica-Variationen für geächtete Instrumente und Klavier oder die Großartige Serenade für entsetzlich viele Bläser und Schlagwerk.

P.D.Q. Bach war ein Mann, der den Gang der Musik nicht um ein Jota veränderte, ein Mann, der die Lehre von der Originalität durch Unfähigkeit endgültig definierte, ein Mann, der über das gewaltigste Hindernis triumphierte, vor dem je ein Komponist gestanden hat: das absolute und völlige Fehlen von Begabung.
Komponist Peter Schickele

So harsch urteilte sein Wiederentdecker, der amerikanische Komponist Peter Schickele über den vergessenen Bach-Sohn, dem er mit seiner Biographie "Ein Leben gegen die Musik" ein unsterbliches Denkmal setzte. Böse Zungen behaupten allerdings, Schickele habe P. D. Q. Bach erfunden und auch sämtliche seiner Werke komponiert. Für diese These spricht, dass P. D. Q. nicht nur tote und zu seiner Zeit lebende Komponisten kopierte, sondern auch welche, die noch gar nicht geboren waren bis hin zu Copland und Stravinsky. Das beweist auch sein Last Tango in Bayreuth für 4 Fagotte in dem Richard Wagners berühmter Tristanakkord abgekupfert wird.

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