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Stichwort - Regensburger Domspatzen Chorkultur für die Welt

Die Domspatzen singen am 01.12.2005 im Regensburger Dom (Bayern).  | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das Stichwort vom 16. Mai 2016

Regensburger Domspatzen

"Als wir jüngst in Regensburg waren" – das alte Volkslied aus dem Österreichisch-Süddeutschen ist eine Art tönender Visitenkarte der Regensburger Domspatzen, zumal auf ihren Konzertreisen, die sie schon rund um den ganzen Erdball führten. Durch ganz Europa sind sie getourt, durch Nord- und Südamerika, nach China und Japan, nach Südafrika, nach Kuwait und auf die Philippinen. Zum "Kulturellen Botschafter von Europa" wurden die Domspatzen dafür ernannt, zum "UNICEF-Botschafter" der Welt. Chorgesangs-Kultur von der Gregorianik bis zur Postmoderne – aus Regensburg für die Welt.

Eine lange Tradition

Die Regensburger Domspatzen. Sie sind wohl der älteste Knabenchor überhaupt, mit einer Tradition, die ins Mittelalter zurückreicht – ins Jahr 975, als Bischof Wolfgang von Regensburg eine Domschule ins Leben rief. Eine wechselvolle Geschichte folgte – etwa während des Dreißigjährigen Krieges, als der Chor unter der schwedischen Besatzungsarmee in evangelischen Gottesdiensten sang. Ein anderer "Knotenpunkt" fällt in das Jahr 1810, als das Fürstentum Regensburg an das Königreich Bayern ging. Der einprägsame Name "Regensburger Domspatzen" etablierte sich erst viel später – im Jahr 1910, nach der ersten Auslandsreise des Chores, die nach Prag führte, wo die deutschsprachige Presse das Wort von den "Domspatzen" prägte. Damals stand der Chor unter der Ägide von Franz Xaver Engelhardt. Ihm folgten zwei Domkapellmeister, die dann über Jahrzehnte die Regensburger Domspatzen prägten und ihnen zu Weltruhm verhalfen: von 1924 bis 1963 Theobald Schrems, von 1964 bis 1994 der Papstbruder Georg Ratzinger.

Schatten über der Erfolgsgeschichte

In die Ära Schrems-Ratzinger fallen auch der sexuelle Missbrach und die brutalen Misshandlungen vieler Chorknaben, die jene große, glorreiche Tradition der Institution düster überschatten. "Das, was passiert ist", bekennt der derzeitige Domkapellmeister Roland Büchner, "tut uns allen weh, aber wir dürfen nicht stehen bleiben, wir müssen das aufarbeiten, und es muss alles dokumentiert werden, wahrscheinlich später mal in einem dicken Buch. Nur, wir müssen das eine tun, dürfen aber den Tag nicht vergessen. Das ist ganz klar."

Große Chormusik

Seit 1994 ist Büchner Domkapellmeister und Leiter der Regensburger Domspatzen. Verstärkt hat er den Chor in seiner Amtszeit dem oratorischen Fach zugewendet. Neben der Gregorianik, den Kirchenliedern, Madrigalen und sonstigen A-cappella-Gesängen gehören nun ebenso die großen orchestralen Chorwerke à la Bach, Händel und Haydn zum festen Repertoire der Domspatzen – auch in Zusammenarbeit mit Originalklang-Ensembles wie dem Concerto Köln oder der Akademie für Alte Musik Berlin. Regensburger Chorkultur – zeitgemäß, zeitlos, erstklassig.

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