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Renaissance "Entdeckung der Welt und des Menschen"

Der Schweizer Kulturhistoriker des 19. Jahrhunderts Jacob Burckhardt nannte sie die "Mutter und Heimat des modernen Menschen" und fasste sie unter dem Motto "Entdeckung der Welt und des Menschen" zusammen – die Renaissance, die kunst- und kulturgeschichtliche Epoche zwischen Mittelalter und Barock markiert den Beginn der Neuzeit.

David von Michelangelo in Florenz | Bildquelle: colourbox.com

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Es war eine Zeit des großen Aufbruchs, der epochalen Erfindungen und Entdeckungen. Dazu gehören die Erfindung des Buchdrucks um 1455, die Erfindung des Notendrucks um 1475 und die Entdeckung Amerikas 1492. In Kunst und Kultur war die Renaissance das Zeitalter von Dante, Shakespeare und Boccaccio, von John Dunstable und Josquin Desprez, von Orlando di Lasso und Palestrina, von Tizian, Albrecht Dürer und namentlich von Leonarda da Vinci, der - leuchtend wie ein Meteor - das Zeitalter umstrahlt. Er war der Inbegriff des "Renaissance-Menschen", des Universalgelehrten: Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Ingenieur, Naturphilosoph…

Neubesinnung auf die Antike

Das französische Wort "Renaissance" bedeutet "Wiedergeburt". Im Italienischen heißt es "Rinascita" oder "Rinascimento". Gemeint ist die Wiedergeburt oder Neubesinnung auf die griechische und römische Antike - vor allem auf deren Wissenschaften und Künste. Dabei war der Kernzeitraum der Renaissance das 15. und 16. Jahrhundert. Doch wie alle Epocheneinteilungen der Kulturgeschichtsschreibung ist auch die Terminierung der Renaissance ein Konstrukt, eine vage zeitliche Orientierungshilfe. Die Übergänge zum "Zuvor" und "Danach" sind fließend.

Ein neues Zeitalter der Musik

In der Musikgeschichte definiert man den Zeitraum der Renaissance für die Jahre zwischen 1430 und 1600 - zwischen John Dunstable und Guillaume Dufay am Anfang und Palestrina und Orlando di Lasso am Ende. Zu den zentralen Erscheinungen in der Form- und Gattungsentwicklung gehört die isorhythmische Motette, exemplarisch realisiert in Dufays legendärer florentinischer Domweih-Motette "Nuper rosarum flores". Die Renaissance bringt aber auch eine ganz neuartige künstlerische Aufwertung der Musik zur geselligen Unterhaltung. Es sind instrumental begleitete Liebes- und Trinklieder, jenseits von allem mittelalterlichen Gotteslob. Doch alles überstrahlend ist die große Tradition der niederländischen oder franko-flämischen Vokalpolyphonie. Rund zweihundert Jahre umspannt sie, umfasst mehrere Komponisten-Generationen von Dufay über Ockeghem und Josquin Desprez bis Palestrina und Orlando di Lasso, und sie präsentiert eine Vielfalt von Formen und Gattungen sowie von Techniken und Verfahren der Komposition im Zeichen einer bis dato beispiellos kunstvoll-vielstimmigen Auffächerung des Tonsatzes…

Die Renaissance - ein neues Zeitalter der Baukunst, der Malerei, der Bildhauerei, der humanistischen Wissenschaft, der Poesie und der Musik. Ihre Errungenschaften wirkten Jahrhunderte nach. Sie sind zeitlos.

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 18. April 2020, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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