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Stichwort - Stadtpfeifer Feste, Feinde, Feueralarm

Johann Sebastian Bach stammte aus einer Stadtpfeifer-Familie. Diese waren städtische Angestellte, spielten auf Feiern und Festen, hatten aber auch noch ganz andere, oft lebenswichtige Aufgaben.

Stadtpfeifer spielen beim Maskenball | Bildquelle: Stadtarchiv Halle

Bildquelle: Stadtarchiv Halle

Das Stichwort vom 27. Dezember 2015

Stadtpfeifer

Mitte des 14. Jahrhunderts taucht der Begriff "Stadtpfeifer" erstmals in offiziellen Dokumenten auf. Andere Bezeichnungen lauten Stadtmusici, Kunstpfeifer, lateinisch auch Fistulatores, italienisch Piffari.

Auch für Wachdienste zuständig

Im Unterschied zu den fahrenden Spielleuten waren die Stadtpfeifer bei den Reichsstädten fest angestellt. Sie übernahmen die musikalische Repräsentation der Städte, spielten bei städtischen Festen, auf Hochzeiten der Oberschicht, bei Empfängen hoher Gäste und wirkten auch bei der Kirchenmusik mit. Als Türmer waren sie außerdem für Wachdienste zuständig, warnten bei Feuer oder feindlichen Angriffen und kündigten fremde Besucher an. Auf die Abgrenzung von den fahrenden Spielleuten wurde großen Wert gelegt. Diese standen nicht im besten Ruf und ihr Stand in der sozialen Hierarchie der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft war niedriger als der der städtischen Musiker. Die Stadtpfeifer waren in Zünften organisiert. Wie auch in anderen Handwerksberufen gab es einen Meister, Gesellen und Lehrlinge. Die Ausbildung zum Gesellen dauerte mindestens fünf Jahre und beinhaltete die Ausbildungen auf möglichst vielen unterschiedlichen Instrumenten. Nach der Ausbildung gingen die Gesellen in der Regel auf Wanderschaft.

Trompeten verboten

Les Haulz et les Bas | Bildquelle: Gesine Bänfer Les Haulz et les Bas lassen die Tradition der Stadtpfeifer aufleben | Bildquelle: Gesine Bänfer Zum Instrumentarium der Stadtpfeifer gehörten vor allem Blasinstrumente wie Schalmeien, Pommern, Cornamusen, Krummhörner, Zinken, Posaunen und Dulziane. Diese sogenannte "Alta musica", die laute Musik, stand im Gegensatz zur "stillen musick" der Streich- und Zupfinstrumente, die die Stadtpfeifer in der Regel weniger pflegten. Auf diesem Wege distanzierten sich die städtischen Bläser auch von Musikern geringeren Standes. Das Trompetenspiel wiederum war den Stadtpfeifern untersagt. Als Repräsentationsinstrument des hohen Adels war die Trompete eigentlich der höfischen Musik vorbehalten. Die wenigsten Stadtpfeifereien hielten sich aber an dieses Verbot, weshalb es regelmäßig zu Streitigkeiten kam. Als einer der bekanntesten Stadtpfeifer der Musikgeschichte gilt Johann Ambrosius Bach. Zur Zeit seines Sohnes Johann Sebastian Bach ist die Institution der Stadtpfeifer aber bereits am Aussterben. Die Konkurrenz durch die Hofmusiker und vor allem durch bürgerliche Ensembles wie den "collegia musica" war gewachsen. Deren zunehmender Professionalisierung hatten die Stadtpfeifer mit ihrer zwar universalen, dafür aber weniger spezialisierten Ausbildung wenig entgegensetzen.

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