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Tafel-Confect Langlebigste Klassik-Sendung im europäischen Rundfunk

Ja, wir sind stolz auf unser Alter: seit 1952 präsentieren wir Ihnen Sonntag für Sonntag Leckerbissen der Alten Musik. Entliehen haben wir den Titel für unsere Alte-Musik-Sendung bei zwei Musiksammlungen des Barocks.

Willy Spilling mit einer Kopie von Valetin Rathgebers "Ohren-vergnügendem und Gemüth-ergötzenden Tafel-Confect" | Bildquelle: BR-Studio Franken

Bildquelle: BR-Studio Franken

Älter als die Tagesschau und trotzdem jeden Sonntag frisch: Am 2. November 1952 tischte Willy Spilling, damals Musikchef im Studio Nürnberg, das erste "Musikalische Tafel-Confect" auf - eine Sendereihe, die bis heute jede Woche den sonntäglichen Nachtisch versüßt.

"Tafel-Confect" - Diesen Titel entlieh Spilling einer Werksammlung des Benediktinerpaters Johann Valentin Rathgeber. Der lebenslustige Mönch aus dem Kloster Banz war kein Mann des strengen Klosterlebens. Er wollte etwas von der Welt sehen und ging deshalb auf Reisen. Unterwegs sammelte er alles, was ihm in die Ohren kam: derbe Sauflieder, alberne Quodlibets, böse Satiren und naive Liebeslieder. Er komponierte Melodien dazu und machte daraus eine Sammlung kurzweiliger Sing-Stücke: das "Ohren-vergnügende und Gemüth-ergötzende Tafel-Confect", das ab 1733 in drei Bänden in Augsburg erschien.

RATHGEBER UND BRIEGEL

Über sechzig Jahre früher hatte bereits Wolfgang Carl Briegel eine ähnliche Sammlung herausgebracht unter dem Titel "Musikalisches Tafel-Confect in lustigen Gesprächen und Concerten".

Willy Spilling wollte 1952 mit der neuen Sendung die Hörer zum Musizieren in den eigenen vier Wänden anregen. Im Tafel-Confect stellte er daher bunte, kurze Stücke aus allen Epochen vor - besonders auch vergessene Musik jenseits der klassisch-romantischen Großwerke. Dazu mussten diese abgelegenen Werke erst einmal ausgegraben, eingerichtet und eingespielt werden, und zwar auf den Instrumenten der jeweiligen Epoche, die man sich aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg auslieh.

PIONIERARBEIT

Diese Aufgabe lag in den Händen von Ensembleleiter Josef Ulsamer: "Als wir sahen, dass dieses Tafel-Confect eine Resonanz bei den Hörern fand, wie's überhaupt bei einer Sendung der so genannten Ernsten Musik überhaupt noch nie der Fall war, da hat sich natürlich die Produktion auch sehr stark erweitert. Wir sind dann im Lauf der 50er Jahre zu einem Spezialitäten-Studio für Alte Musik geworden, und alles, was Rang und Namen hatte in der ganzen Welt, das haben wir zu Aufnahmen nach Nürnberg geholt."

GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN

Interpreten und Interpretationsstile mögen sich seit 1952 enorm gewandelt haben, der Anspruch für das Tafel-Confect aus dem Studio Nürnberg aber ist geblieben: Musikalische Leckerbissen vom Mittelalter bis zur Klassik unterhaltsam, informativ und mit Humor zu servieren. Guten Appetit!

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Dezember 2010, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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