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300 Jahre Bach in Leipzig Das Wirken der Thomaskantoren

Gerade feiert Leipzig mit dem diesjährigen Bachfest Johann Sebastian Bachs Antritt als Thomaskantor vor 300 Jahren. Am 22. Mai 1723 bezog der Komponist die Kantorenwohnung in Leipzig – doch er war und ist nicht der Einzige, der hier großes geleistet hat.

Johann Sebastian Bach | Gemälde Elias Gottlob Haussmann | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Als Thomaskantor versteht man den Kantor der Thomaskirche zu Leipzig. Die vollständigen Bezeichnung lautet "Cantor zu St. Thomae et Director Musices Lipsiensis": Das Leipziger Thomaskantorat war also mit der Position des städtischen Musikdirektors verbunden; der Thomaskantor war der leitende Musiker der Stadt. So wurde in der protestantischen Hochburg Leipzig der Kantor auch durch den Stadtrat ernannt. Eine ganze Reihe berühmter Thomaskantoren zeugen von der Bedeutung dieses Amtes, wie Johann Hermann Schein und Johann Kuhnau. Als Kuhnau 1722 starb und der Posten des Thomaskantors frei wurde, berief man schließlich nach langem Hin und Her den damaligen Köthener Kapellmeister: Johann Sebastian Bach, der dieses Amt bis zu seinem Tode 1750 innehatte.

HÖHEPUNKT: GUT ZWEI JAHRZEHNTE J. S. BACH

Vom Kantor wurde neben der Betreuung der städtischen Kirchenmusik auch erwartet, Lateinunterricht zu geben. Tatsächlich war dies eine der wichtigsten Pflichten des Kantors - die allerdings nicht bei allen Kantoren gleich beliebt war, wie in der fiktiven Chronik der Anna Magdalena Bach sehr anschaulich beschrieben wird:

"Unser Leben in Leipzig richtete sich nun nach den Regeln der Thomasschule. Sebastian durfte die Stadt nicht verlassen, ohne vorher um Erlaubnis beim Bürgermeister angefragt zu haben. [...] Der Kantor kam seinem Range nach gleich hinter dem Rektor und Konrektor der Tomasschule und gehörte mit dem Lateinlehrer zu den vier ersten Persönlichkeiten der Anstalt. Sebastian musste als Kantor den Knaben einige Singstunden und [...] sogar auch Unterricht im Lateinischen geben. [...] Später zahlte er auch lieber einem seiner Kollegen fünfzig Taler im Jahre, damit er ihm diese Verpflichtung abnehme."

Im Zentrum der musikalischen Aufgaben standen vor allem die geistlichen Musiken für die sonn- und festtäglichen Gottesdienste in den beiden Leipziger Hauptkirchen St. Thomas und St. Nicolai, die sogenannte "Hauptmusic". Für die Ausübung standen neben den wenigen städtischen Berufsmusikern die Schüler der Thomasschule zur Verfügung. Für die musikalische Ausbildung der Thomaner war ebenfalls der Kantor verantwortlich.

HISTORIE VOM FRÜHEN 13.JAHRHUNDERT BIS HEUTE

Die Geschichte des Thomaskantors ist mit dem Ende der Barockzeit und dem Tode Johann Sebastian Bachs längst noch nicht abgeschlossen. Die Tradition der im Jahr 1212 gegründeten Thomasschule und Thomaskirche ist bis in die Gegenwart lebendig geblieben und das Thomaskantorat eines der angesehensten Ämter des deutschen Musiklebens.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 21. März 2010 um 13.05 Uhr, auf BR-KLASSIK

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