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Troubadour Eine sich sehnende Lebensform

Die Wurzeln der Trobadors, wie sie ursprünglich hießen, lagen jedoch im Süden Frankreichs und sprossen dort eigentlich auch erst 1000 Jahre nach Troubadix. Wilhelm IX., Herzog von Aquitaine und Graf von Poitiers, war gegen Ende des 11. Jahrhunderts einer der ersten, von dem uns volkssprachliche Dichtungen in der okzitanischen Sprache, der Langue d’Oc, überliefert sind.

Bernart de Ventadour französicher Troubadour um 1125 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das Stichwort | 30.05.2020

Der Troubadour

"Ein Troubadour ist ein Mensch, der das Talent hat, Emotion, Kunst und Geistigkeit mit schönen Gedanken und schöner Musik zusammenzubringen. Er ist ein Mensch, der anderen Leuten Freude bringen kann, der andere Leute träumen lässt mit seinem Gesang, mit seine Musik. Und ich denke, das ist die erste Botschaft für Frieden heute, weil ein Troubadour bringt im Grunde genommen Friede in die Herzen von alle Menschen, die ihn hören." Jordi Savall

Der heute bekannteste Vertreter dieser Spezies ist wohl Troubadix, der Barde aus dem kleinen gallischen Dorf von Asterix, der mit seinem Gesang Dorfgenossen, Römer und Wildschweine in die Flucht schlägt. Im französischen Original heißt er übrigens Assurancetourix – zu Deutsch: Vollkaskoversicherung.

Volkssprachliche Dichtungen

Die Wurzeln der Trobadors, wie sie ursprünglich hießen, lagen jedoch im Süden Frankreichs und sprossen dort eigentlich auch erst 1000 Jahre nach Troubadix. Wilhelm IX., Herzog von Aquitaine und Graf von Poitiers, war gegen Ende des 11. Jahrhunderts einer der ersten, von dem uns volkssprachliche Dichtungen in der okzitanischen Sprache, der Langue d’Oc, überliefert sind. Seinerzeit eine Sensation – waren doch bis dato die meisten Schriften und Lieder in Latein verfasst und damit der Oberschicht vorbehalten. In den Liedern der Troubadours geht es meist um die Liebe zu einer edlen, zumeist adligen und verheirateten Dame. Doch musste diese Liebe nicht zwangsläufig erotischer Natur sein, meint Jordi Savall – ein Musiker, der sich den Troubadours seit Jahrzehnten intensiv widmet: „Das waren Menschen, die eine sehr hohe Idee von Liebe hatten, eine Liebe, die voll von Respekt war: Liebe nicht nur mit einer körperlichen, sondern mit einer geistige Dimension. Und es war fast immer eine Art Botschaft.“

Sänger aus dem Volk

So bestand die Liebe zu der unerreichbaren Dame gemeinhin nur in Sehnsucht. Denn zwar gab es vor allem in den ersten Generationen einige adelige Troubadours, doch später kamen die meisten aus dem Volk. An eine Vereinigung mit dem hochgestellten Objekt der Sehnsucht war daher nur insofern zu denken, dass der Sänger sich moralisch, geistig und ethisch soweit zu vervollkommnen suchte, dass er der Vollkommenheit der Dame nahe kam. Was durchaus auch praktische Aspekte mit sich brachte; denn wenn der Angesungenen der Liebesdienst wohlgefiel, so war dem sehnsuchtsvollen Troubadour „ein warmes Plätzchen“ an ihres Gatten Hofe sicher.

Troubairitz

Die korrekte Bezeichnung für Troubadix wäre übrigens Trouvère: So hießen die Sänger in Nordfrankreich, die – wie auch die deutschen Minnesänger – irgendwann im 12. Jahrhundert die Kunst der Troubadours adaptierten und in ihrer Sprache und auf ihre Art weiterentwickelten. Auch weibliche Troubadours gab es. Diese wurden Troubairitz genannt, und die berühmteste ihrer Art war Beatriz de Dia. Von einem ihrer Lieder ist auch eine Melodie erhalten.

Vorläufer politischer Liedermacher

In der Zeit ab Ende des 12. bis Mitte des 13. Jahrhunderts, die von den Albigenserkriegen geprägt war, schrieben die Troubadours zunehmend auch kritische politische Texte. So kann man sie als frühe Vorläufer moderner politischer Liedermacher verstehen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts verblich die höfische Kultur – und mit ihr die Kunst der Troubadours. Doch viele ihrer Texte und einige ihrer Melodien überlebten und vermitteln noch heute einen Eindruck von diesen Zeiten, als die Liebe sich in Sehnsucht erschöpfte...

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 30. Mai 2020, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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