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Venedig Musikstadt von Weltformat

Venedig ist die Musikmetropole schlechthin. Von der Renaissance bis zur Moderne wirkten die bekanntesten Musiker in der Lagunenstadt. Auch das weltweit erste öffentliche Opernhaus wurde dort eröffnet.

Piazza San Marco in Venedig | Bildquelle: © Francesco Guardi

Bildquelle: © Francesco Guardi

Venedig ist eine Stadt der Musik, die ihresgleichen sucht. Seit über 500 Jahren haben die Besten der Besten in Venedig musiziert und komponiert. 200 Jahre lang war Venedig das Zentrum des Notendrucks. Und wohl keine Stadt beherbergt in ihren Archiven mehr Notenhandschriften mit Alter Musik. Dennoch ist es ausgerechnet ein Österreicher des ausgehenden 19. Jahrhunderts, der Venedig den stärksten musikalischen Stempel aufdrückte: Gustav Mahler. Seit Luchino Visconti 1971 Thomas Manns Novelle "Der Tod in Venedig" verfilmte, ist es das berühmte Adagietto aus Mahlers 5. Sinfonie, das vielen als erstes Musikstück zu Venedig in den Sinn kommt.

Den Tod in Venedig fanden so einige Komponisten. Der bekannteste unter ihnen ist sicherlich Richard Wagner. Er liebte Venedig, war mehrfach länger in der Stadt zu Gast und erlitt am 13. Februar 1883 im Palazzo Vendramin, der heute ein kleines Wagner-Museum beherbergt, einen tödlichen Herzanfall.

Vivaldi ist Venedig

Vielleicht ist es aber doch der Venezianer Antonio Vivaldi, der wie kein anderer für die Musik seiner Heimatstadt steht. Vivaldi betreute das Orchester des Ospedale della Pietà, einem Heim für Waisenmädchen, das vielmehr ein Musikkonservatorium war. Durch Vivaldi erlangte das Ospedale einen legendären Ruf. Obwohl in der Barockzeit auch Größen wie Albinoni, Porpora oder Hasse in der Lagunenstadt wirkten, kann die Bedeutung Vivaldis für Venedig auch heute nicht hoch genug eingeschätzt werden, so der venezianische Autor Tiziano Scarpa: "Vivaldi ist fest in der DNA von Venedig verankert. Er sitzt direkt in den Steinen der Stadt."

Polyphoner Gesang

Die erste große Blütezeit der Musik verdankt Venedig aber einem Ausländer, dem flämischen Renaissancemusiker Adrian Willaert. Als Kapellmeister des Markusdoms brachte er im frühen 16. Jahrhundert den polyphonen Gesang in die Stadt und verband ihn mit der italienischen Tradition, die Chöre an unterschiedlichen Stellen in der Kirche zu platzieren. Die Schriftstellerin Elke Heidenreich: "Die vielen Emporen in San Marco boten sich an dafür, und so entstand ein einzigartiger Klang, das, was wir vielleicht heute den Surround-Effekt nennen würden. Der Zuhörer befand sich im Mittelpunkt der Musik." Willaerts Nachfolger im Markusdom Giovanni Gabrieli und Claudio Monteverdi führten diesen Weg der Polyphonie bis zur Vollendung fort.

Stadt der Oper

Und natürlich ist Venedig die Stadt der Oper. Nicht nur wegen ihres berühmten Theaters La Fenice, das 1792 erbaut wurde, mehrfach abbrannte und noch heute zu den bekanntesten Opernhäusern der Welt zählt. Venedig hat das Musiktheater gewissermaßen erfunden. Denn 1637 wurde dort das weltweit erste öffentliche Opernhaus eröffnet. Die Kastraten Farinelli, Carestini und Bernacchi sangen hier Opern von Vivaldi, Händel oder Scarlatti. Aber auch im 19. Jahrhundert ließen Rossini, Bellini, Donizetti und Verdi - der gleich fünfmal - ihre Opern in Venedig uraufführen. Und im 20. Jahrhundert wurde Venedig dank eines internationalen Festivals zum Mekka der Moderne. Mit wegweisenden Uraufführungen von Stravinsky, Britten oder Prokofjew.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" am 23. Juli 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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