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Vihuela Die spanische Kastenhalslaute des 16. Jahrhunderts

Mann spielt eine Vihuela von Jean-Philotée Achillini (1466-1538) | Bildquelle: © gemeinfrei

Bildquelle: © gemeinfrei

Stichwort | 15.02.2020

Vihuela

Denn der Alles geschaffen hat,
Der große Orpheus, erster Erfinder,
Durch den die Vihuela der Welt bekannt wurde,
Wenn auch er der erste war, so blieb er nicht ohne Nachfolger.

So ist eine Abbildung unterschrieben, auf der der sagenhafte griechische Sänger und Dichter Orpheus zu sehen ist - aber nicht wie sonst üblich mit einer Lyra, sondern eine Vihuela spielend. Diese Illustration stammt aus Luys Milans großem Werk für Vihuela "El Maestro", und natürlich stellt sich hier der Katalane Milan selber in eine Reihe mit Orpheus. Die Vihuela ist ein spezielles Zupfinstrument, dass seine Hochzeit im Spanien der Renaissance hatte.

Das edelste Instrument im "Siglo de Oro"

Während der Regentschaft Karls V. und Philipps II. erlebten Kunst und Kultur einen enormen Boom. Im "Siglo de Oro", in Spaniens Goldenem Jahrhundert, war die Vihuela das angesehenste und edelste Instrument. Es gibt einige Verwandtschaft zur Gitarre: So ist beiden die flache Kastenform mit einer leichten Taillierung gemein. Dies unterscheidet sie von der in den meisten anderen Teilen Europas zu dieser Zeit üblichen Laute mit birnenförmigem Korpus und nach hinten abgewinkelter Kopfplatte. Die Gitarre nahm man gerne zur akkordischen Begleitung von Liedern; doch die Vihuela wurde von den Virtuosen bevorzugt, die feinsten Nuancen ihrer hochentwickelten Kunstmusik wiederzugeben. Denn das Kolorit der Vihuela ist klar, durchsichtig und sensibel und auch filigraner als das der Laute. Die zumeist sechs Saitenchöre aus Darm waren jeweils unisono gestimmt - auch, im Gegensatz zur Laute, die höchste Saite, die Chanterelle. Das oft aufwändig verzierte Instrument klang so sehr ausgewogen und war damit perfekt geeignet für die ausgeklügelten kontrapunktischen Kompositionen.

Die großen Vihuelisten

Mit dem Stilwechsel um 1600 begann die Barockgitarre dann allmählich die Vihuela zu verdrängen - sie entsprach besser dem neu aufkommenden musikalischen Ideal der Monodie. Geblieben sind die Perlen der großen Vihuelisten wie Luys Milan, Alonso de Mudarra, Enriquez de Valderrabano oder Luys de Narvaez, die von der Pracht und dem Stolz dieser Blütezeit der spanischen Kultur zeugen.

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 15. Februar 2020, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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