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Zink Ein historisches Blasinstrument mit vielen Namen

Schon in vorchristlichen Zeiten haben unsere Vorfahren auf Tierhörnern geblasen. Signalhörner waren das – aus Büffel-, Ziegen- oder Widderhorn. Irgendwann im Mittelalter kamen dann musikalische Menschen auf die Idee, diese konischen Blasinstrumente aus Holz nachzubauen und Grifflöcher hineinzubohren, was die begrenzte Naturtonreihe stark erweiterte. Fertig war der Zink.

Zwei Musikanten mit Zink und Zither. Kupferstich, 1624, von Giovanni Battista Bracelli | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Stichwort | 09.05.2020

Zink

Nur bei uns trägt der Zink diesen Namen - im Englischen heißt er "cornet", im Französischen "cornet" und im Italienischen "cornetto". Und weil wir heutzutage bei dem Wort Zink eher an das Metall aus dem Periodensystem denken, bezeichnen manche das Instrument auch als "Grifflochhorn" oder "Holztrompete", obwohl es eigentlich zu der Gruppe der Blechblasinstrumente zählt. Das liegt daran, dass das Mundstück wie bei der Trompete kesselförmig ist und der Ton mit den vibrierenden Lippen des Spielers erzeugt wird.

"Wenn man nur die Fingergriffe verändern würde, dann würde sich erstaunlich wenig tun. Man muss synchron die Fingergriffe und die Lippenspannung ändern. Und das Heikelste auf dem Zink ist die Intonation. Da muss man sehr aufpassen, dass es sauber bleibt. Und deshalb braucht man sowohl den Ansatz als auch die Finger zum intonieren."          

"Sauschwer" zu spielen und äußerst "übe-intensiv"

So erläutert der in Hannover geborene Frithjof Smith, der zu den besten Zink-Spielern Europas zählt und 1997 das Alte-Musik-Ensemble "Les Cornets Noir" mitbegründete. Um es salopp zu formulieren: Zinken sind "sauschwer" zu spielen und äußerst "übe-intensiv". Auch Frithjof Smith musste jahrelang Ansatz und Intonation trainieren, ehe er das Instrument vollständig beherrschte. Das gilt für den Krummen wie den Geraden Zink, für den s-förmig gebogenen Tenor-Zink wie für den schlangenförmigen Bass-Zink namens Serpent. Doch wenn man das Instrument erst einmal beherrscht, kann man damit beinahe singen. Frithjof Smith betont, "dass der Zink als Instrument sich besonders gut eignet, um die menschliche Stimme nachzumachen, weil man laut und leise spielen kann, weil man besonders vokal spielen kann. Für mich ist einfach der Reiz, dass man eine hohe Flexibilität hat, dass der Klang einfach schön ist."

Blütezeit, Niedergang und Wiederentdeckung

Seine Blütezeit erlebte der Zink von der Mitte des 16. bis zum späten 17. Jahrhundert, besonders in Italien und Deutschland. Die Stadtpfeifer spielten ihn ebenso wie die bayerische Hofkapelle unter Orlando di Lasso. Das Spektrum reichte von der Kammermusik über die Hofmusik bis zur großangelegten Chormusik eines Gabrieli oder Schütz. Noch Johann Sebastian Bach setzte bei seinen Kantaten gelegentlich Zinken ein. Aber auch als Solo-Instrument war der Zink populär - im 17. Jahrhundert sogar noch mehr als die Geige. In der Hoch-Zeit der Barockmusik gerieten die Zinken schließlich in Vergessenheit. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts im Zuge der Wiederentdeckung Alter Musik gelang es, die Tradition des Zinkspiels neu zu beleben.

Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 09.05.2020, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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