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Branle Beliebter Tanz der Renaissance und des Barocks

Er kommt recht vielgestaltig daher, der Branle – und so ist dann auch eine Suite (wie sie einst einen Ball eröffnete) von sechs oder mehr Branles unterhaltsam abwechslungsreich.

Tanzszene im Palast, gemalt 1731-1734 von Johann Georg Platzer (1704-1761) | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Stichwort | 25.08.2019

Branle

Bransle de Poictou: Poictou ist ein Provintz und Graffschafft in Frankreich/ und weil dieser Danz aus dieser Provintz erstlich herkommen/ ist er also mit diesem Namen genennet worden
aus: Michael Praetorius 'Terpsichore'

Das schreibt Michael Praetorius 1612 in einer der bedeutendsten Tanzsammlungen im deutschsprachigen Raum, seiner "Terpsichore; Darinnen / Allerley Frantzösische / Däntze und Lieder" und schnell wird klar: es gibt nicht den einen Branle, sondern Branles in ganz verschiedenen Ausführungen, langsam oder schnell, im geraden oder auch ungeraden Takt:

Bransle Gay: Ist ein fröhlicher Danz: darumb wird er auch gleich wie ein proports und Tripel, oder ja auff einen gar geschwinden tactum aequalem mensuriret.
Bransle Simple… auff ein zihmlich langsamen Tact mensurieret.
Bransle de Villages: Daß seynd Dorff Branslen, denn Villa heißt ein Dorff.
Bransle de Torche: Daß ist ein Leuchter oder Fackel Dantz welcher darumb also genennet ist denn Torche heißt eine Fackel.
Bransle de la Royne: Der Königin Danz.
aus: Michael Praetorius 'Terpsichore'

Der Begriff "Branle" stammt vom französischen Verb branler ab, das mit "wiegen" oder auch "schaukeln" übersetzt werden kann. Die erste Erwähnung taucht im 15. Jahrhundert auf. Anfangs meint Branle noch einen der fünf Grundschritte der basse-danse, später dann einen eigenständigen Tanz, der als Reigen- oder Kettentanz konzipiert ist; die Tänzer stellen sich im Kreis auf. Der Branle ist also ein eher rückblickender Gemeinschaftstanz denn ein zukunftsweisender Tanz, bei dem ein oder mehrere Paare komplizierte Choreographien zeigen.

GEMEINSCHAFTLICHE TANZFREUDEN

Der französische Kanoniker und Tanztheoretiker Thoinot Arbeau beschreibt in seinem Lehrwerk "Orchésographie" mehr als 20 verschiedene Branles, und auch, dass mehrere zu einer Suite zusammengefasst getanzt werden. Im Branle de la Torche etwa, einer der wenigen Branles, der nicht in der Kreisform getanzt wird, soll eine Fackel oder ein Leuchter von einem Tänzer zum nächsten weitergereicht werden, beim Branle de l'official kommen Hebefiguren vor.

In Italien beschreibt der Tanzmeister Cesare Negri, dass Branles, die dort brandi genannt werden, gerne auch als Bühnentanz in Intermedien vorkommen.

SOGAR MIT GESANG

Sind die meisten Branles Instrumentalstücke, gibt es doch auch solche, die für Sänger mit Begleitung komponiert sind.

Der Branle wurde gleichermaßen im bürgerlichen wie im höfischen Milieu getanzt, doch wurde auch er irgendwann von neuen Tänzen verdrängt. Waren es am Anfang des Barocks noch sechs Branles, die einen Ball eröffneten, sind es gegen Ende nur noch zwei. Allerdings findet man heute noch im Volkstanz so genannte Branles – in anderen Ländern verwandte Tänze mit anderen Namen – die Ähnlichkeit mit dem historischen Pendant aufweisen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. August 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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