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Bernard Haitink und das BR-Symphonieorchester Eine musikalische Liebesbeziehung

Am 4. März feiert Bernard Haitink seinen 90. Geburtstag. Damit zählt der niederländische Grandseigneur zu den dienstältesten Dirigenten der Welt. Bekannt wurde Haitink in den 1960-er Jahren als Chefdirigent des Concertgebouw-Orchesters Amsterdam, seiner Heimatstadt. Kurz vor seinem Geburtstag schaut Haitink nochmal beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks vorbei: Am 21., 22. und 23. Februar dirigiert er im Münchner Gasteig dreimal hintereinander Beethovens Neunte Symphonie. Mit dabei ist der Chor des Bayerischen Rundfunks.

Bernard Haitink | Bildquelle: Todd Rosenberg

Bildquelle: Todd Rosenberg

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1958 war er zum ersten Mal beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dirigierte Dvořák und Debussy: 29 Jahre alt war Bernard Haitink damals. So begann eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte – und eine musikalische Liebesbeziehung, die in sechzig Jahren kein bisschen gerostet ist: "Das erste Mal war ich als noch ganz junger Dirigent hier – viel zu früh", erinnert sich Haitink. "Das Orchester kannte ich aber schon als Musikstudent in Amsterdam. Die Musiker gastierten nämlich ab und zu bei uns mit Eugen Jochum, der das Orchester gegründet hatte. In meiner Anfangszeit beim Concertgebouw-Orchester hatten wir uns die Chefposition ja zunächst geteilt. Und da hat Jochum immer, wenn er auf Reisen war, viel vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gesprochen – das hat er heiß geliebt! Ich habe dann auch viele Aufnahmen des Orchesters gehört, auch durch den Rundfunk; da war immer dieser weiche, schöne Klang."

Er ist kein Dirigent, der uns seine Interpretation aufdrängt.
Anne Schoenholtz, Geigerin beim BR-Symphonieorchester, über Bernard Haitink

Ruhe und Gelassenheit

In über sechzig Jahren hat Haitink beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ein riesiges Repertoire erarbeitet – von der Wiener Klassik bis zur Zweiten Wiener Schule. Die Geigerin Anne Schoenholtz und der Bratschist Klaus-Peter Werani wissen, was sie an Haitink haben: "Ökonomie", sagt Werani. "Insofern, als er nur dann etwas tut, wenn es unbedingt notwendig ist und wenn es wirklich der Musik dient." Und Anne Schoenholtz ergänzt: "Das kann ich unterstreichen, er arbeitet sehr ökonomisch. Vor allem aber lässt er das Orchester spielen. Er ist kein Dirigent, der uns seine Interpretation aufdrängt – irgendwie hat er es heraus, mit sehr kleinen und bescheidenen Gesten das Orchester zu animieren, über sich hinauszuwachsen. Das ist tatsächlich sehr speziell, und ich glaube, in diesem Stil tut das kein anderer. Das ist schon ziemlich einzigartig, mit so einer Ruhe und Gelassenheit zu agieren – wirklich beeindruckend."

Er ist natürlich flexibel und variabel, aber er bleibt sich selbst immer treu.
Hanno Simons, Cellist beim BR-Symphonieorchester, über Bernard Haitink

Nah am Notentext

Bernard Haitink auf einer Probe mit dem BR-Symphonieorchester im Februar 2019 | Bildquelle: Peter Meisel Bernard Haitink bei der Probe zu Beethovens Neunter mit dem BR-Symphonieorchester im Februar 2019 | Bildquelle: Peter Meisel Dank Haitinks Spannkraft und geistiger Energie sind ihm mit dem Symphonieorchester exemplarische Mahler- und Bruckner-Interpretationen gelungen. Ein Meilenstein seiner Münchner Diskografie ist auch die Gesamtaufnahme von Wagners "Ring". Hanno Simons, Cellist im Symphonieorchester, schwärmt von der Zusammenarbeit mit Haitink: "Sein Stil ist sehr bereichernd – und im ganzen Repertoire, das ich mit ihm machen durfte, eigentlich immer gleich geblieben. Er ist natürlich flexibel und variabel, aber er bleibt sich selbst immer treu. Es ist immer sehr schlicht, ganz nah am Notentext – und dabei doch unglaublich erfüllt von innen her."

"Ein ungeheuer vertrautes Verhältnis"

Auch der Chor des Bayerischen Rundfunks profitiert bei den großen Vokalwerken von Beethoven, Haydn oder Brahms seit langem von der beglückenden Zusammenarbeit mit Bernard Haitink. Anne Schoenholtz beschreibt sie so: "Meiner Meinung nach spürt man auch die starke menschliche Verbundenheit zwischen dem Orchester und Herrn Haitink. Das ist zwar meistens der Fall, dass wir sehr offen und neugierig sind, was die Dirigenten uns anbieten – und umgekehrt natürlich auch. Aber so ein langjähriges Zusammenarbeiten und eine so große gegenseitige Wertschätzung sind schon etwas Besonderes. Das Orchester zollt Haitink enorm viel Respekt und verehrt ihn sehr. Und das spürt man auch, da ist eine ganz besondere Haltung unsererseits ihm gegenüber vorhanden. Zudem ist er ein ehrwürdiger alter Mann – das macht natürlich auch was aus, das spielt einfach eine Rolle. Und ich finde, es sind immer ganz besondere Wochen mit Haitink, weil man spürt, dass zwischen uns ein ungeheuer vertrautes Verhältnis herrscht."

Sendung: "Allegro" am 21. Februar 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Infos zum Konzert

Donnerstag, 21. Februar 2019, 20:00 Uhr
Freitag, 22. Februar 2019, 20:00 Uhr
Samstag, 23. Februar 2019, 20:00 Uhr

München, Philharmonie im Gasteig

Ludwig van Beethoven:
Meeresstille und glückliche Fahrt, op. 112
Symphonie Nr. 9 d-Moll, op. 125

Sally Matthews (Sopran)
Gerhild Romberger (Alt)
Mark Padmore (Tenor)
Gerald Finley (Bass)
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Bernard Haitink

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Homepage des BR-Symphonieorchesters

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