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Liza Minnelli Die "Cabaret"-Diva wird 70

Mit der Hymne "New York, New York" hat Liza Minnelli einen der ganz großen Hits der Filmmusik-Geschichte gesungen. Für ihre Rolle in "Cabaret" (1972) erhielt sie einen Oscar. Die große Hollywood-Karriere wurde es trotzdem nicht. Doch ihre Fans begeistert sie bis heute auf der Bühne.

Liza Minnelli | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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"New York, New York". Viele glauben ja, dass das Titellied zu diesem Martin-Scorsese-Musical für Frank Sinatra geschrieben wurde. Ja, Sinatra hatte es zum Hit gemacht, aber John Kander & Fred Ebb haben es Liza Minnelli auf den Leib geschrieben, der Tochter von Judy Garland und Vincente Minnelli.

Charles Aznavour als Förderer

Schon als Baby hatte Liza Minnelli neben ihrer Mutter Judy Garland 1949 in "In The Good Old Summertime" ihren ersten kleinen Kinoauftritt gehabt. Aber erst zwei Jahrzehnte später sollte ihre richtige Kinokarriere beginnen. Dazwischen lagen erste Broadway-Erfolge und eine beachtliche Plattenkarriere. Gefördert wurde sie in den frühen sechziger Jahren vor allem von Charles Aznavour, der in ihr wohl "Barbra Streisands kleine Schwester" sah. LIZA! LIZA! Hieß 1964 ihr Debütalbum für Capitol Records. LIZA WITH A Z, wohlgemerkt! Wie in der George Gershwin-Nummer LIZA, von der sie ihren Vornamen her hatte. Es war Albert Finney, der Liza Minnelli 1967 ihre erste große Filmchance gab in seinem Debütfilm als Regisseur, "Charles Bubbles – ein erfolgreicher Blindgänger".

Schon für ihre Darstellung einer emotional gestörten Studentin in Alan J. Pakulas "Pookie" erhielt Liza Minnelli dann ihre erste Oscar-Nominierung als Beste Hauptdarstellerin. Und auch das Lied daraus gelang auf die Nominierungsliste: Fred Karlins "Come Saturday Morning", gesungen von den Sandpipers.

Die große Chance "Cabaret"

Als 1966 Harold Prince am Broadway seine Show "Cabaret" vorbereitete, tauchte bei den Auditions auch Liza Minnelli auf. Aber weil die Produzenten als Sally Bowles unbedingt eine britische Schauspielerin haben wollten, hatte sie keine Chance gegen Jill Haworth. Drei Jahre später wurden die Karten neu gemischt. Inzwischen hatte Allied Artists Pictures die Filmrechte an "Cabaret" gekauft. Und so kam bald Bob Fosse ins Boot, der das Bühnenstück in ein Filmmusical verwandeln sollte. Von der Originalbesetzung war nur Joel Grey dabei, der unvergessliche "Master of Ceremonies" des Berliner Kit Kat Klubs. Bob Fosse rückte für die Verfilmung - ganz im Sinne von Christopher Isherwoods "Goodbye to Berlin"-Erzählung – Sally Bowles ins Zentrum. Und so bekam Liza Minnelli ihre ganz große Chance, die sie auch nutzte. In den letzten Wochen der Weimarer Republik, als immer mehr die "Juden an allem schuld sind",  singt sie auf der Leinwand "Live is A Cabaret, Old Chum/Come tot he Cabaret".

Liza Minnelli während der Oscar-Verleihung am 27.03.1973 mit den Mit-Preisträgern Joel Grey (r) und Albert Ruddy | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Obwohl "Cabaret" im Berlin der späten Weimarer Republik spielt, ist "Cabaret" auch ein München-Film. Denn die Innenaufnahmen entstanden 1971 in den Bavaria-Studios und der Kit Kat Klub mit den vielen Tischtelefonen wurde von Rolf Zehetbauer ausgestattet. Und zum Schauspielerteam gehörten Helmut Griem, Helen Vita und Fritz Wepper, den man damals aus dem "Kommissar" kannte. Wie so oft wurden für die Verfilmung des Musicals nicht alle Songs aus der Originalshow übernommen. Teils schrieben John Kander & Fred Ebb für den Film neue Nummern wie "Money, Money“"oder griffen auf alte Songs wie "Maybe this Time" zurück, der einst zum ersten Mal auf Lizas Minnellis Debütplatte erklungen war.

"Cabaret"  erhielt bei der Oscar-Verleihung am 27. März 1973 insgesamt acht Oscars. Ausgezeichnet wurden u. a. Regisseur Bob Fosse, Musikbearbeiter Ralph Burns, das Ausstatterteam um Rolf Zehetbauer und der Nebendarsteller Joel Grey. Und Liza Minnelli konnte sich gegen Diana Ross durchsetzen, die in "Lady sings the Blues" als Billie Holiday geglänzt hatte. Jeder glaubte, dass "Cabaret" der Beginn einer ganz großen Hollywood-Karriere sein würde. Aber es kam anders: die nachfolgenden Filme, darunter der letzte Film ihres Vaters Vincente Minnelli, "Nina – nur eine Frage der Zeit" erwiesen sich als Flops. Selbst ein späterer Kultfilm wie Martin Scorseses "New York, New York" verschwand 1977 nach wenigen Wochen wieder aus den Kinos.

Immerhin gelang  Liza Minnelli an der Seite von Dudley Moore 1981 mit "Arthur – kein Kind von Traurigkeit" noch ein Box-Office-Hit. Und so verlegte sich die Minnelli, wie ihre Mutter immer mehr auf Live-Konzerte. So konnte man sie auch immer wieder mal zwischen ihren zahlreichen Entziehungskuren auch in München live erleben. Zu den Höhepunkten ihrer Shows gehörte natürlich das Lied, das ihre Hausautoren John Kander & Fred Ebb einst für das Scorsese-Musical geschrieben und das zur inoffiziellen Hymne der "Stadt, die niemals schläft" geworden ist: "New York, New York".

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