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Hans Zender zu "Happy New Ears" "Ich möchte ein Zeichen setzen"

Mit der Einführung der neuen "Happy New Ears"- Preise vor fünf Jahren wollte Hans Zender Stellung beziehen und "Licht in eine dunkle Ecke des Musiklebens zu bringen", wie er im Gespräch erklärte. Am 28. Oktober wurden sie in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste erstmals verliehen - an Enno Poppe und Philippe Albèra.

 Komponist und Dirigent Hans Zender | Bildquelle: imago / Kai Bienert

Bildquelle: imago / Kai Bienert

BR-KLASSIK: Herr Zender, die Hans und Gertrud Zender Stiftung verleiht in diesem Herbst zum ersten Mal zwei Preise: Den Happy New Ears Komponistenpreis und den Happy New Ears Preis für Publizistik zur Neuen Musik. Ihre Stiftung existiert jedoch bereits seit 2004. Was war die ursprüngliche Idee, weshalb haben Sie eine Stiftung gegründet?

Enno Poppe bei der "Happy New Ears"-Preisverleihung | Bildquelle: Astrid Ackermann Enno Poppe bei der "Happy New Ears"-Preisverleihung | Bildquelle: Astrid Ackermann Hans Zender: Um etwas von dem Guten, das uns widerfahren ist, weiterzugeben. Wir haben zunächst auf privater Basis Preise ausgeschrieben – und zwar immer schon sowohl für Komponisten als auch für Musikologen, denn mir ist wichtig, Leute zu fördern, die im Sinne der Neuen Musik schreiben und sich für ihre Verbreitung einsetzen. Eigentlich wollte ich das gar nicht groß in die Öffentlichkeit tragen, aber mir wurden die Aufgaben, die daran geknüpft sind, mit der Zeit zu viel. Als Einzelperson kann man solche Wettbewerbe nicht auf die Dauer machen, zumal ich als Komponist und Dirigent selbst sehr beschäftigt bin. Daher wollte ich diese Aktivität in einen etwas größeren strukturellen Zusammenhang stellen und mehrere Jurymitglieder meine Tätigkeit übernehmen lassen. Dann kam die Idee auf, dies zusammen mit der musica viva und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (BADSK) zu machen – und auf diese Weise auch gewisse Synergien zwischen den Institutionen anzuregen.
So konnte man den beiden Preisträgern auch die Möglichkeit bieten, von der musica viva bzw. BR-KLASSIK gefördert zu werden und durch die BADSK gewürdigt zu werden - mögliche Einbindungen durch Radiofeatures seitens des Bayerischen Rundfunks sind natürlich auch sehr willkommen. Das Ziel ist, die Preisträger in einem breiteren Spektrum vorzustellen. Das gibt es sonst bei einer Preisverleihung nicht. Es geht auch weniger um die Vergabe eines Preises an sich, sondern eher um das praktische Bekanntmachen eines Komponisten oder eines Musikologen.

BR-KLASSIK: Nun ist aber der Komponist Enno Poppe in der Neuen-Musik-Szene wahrlich kein Unbekannter mehr. Was hat Sie bzw. die Jury dazu bewogen, ihm den Komponistenpreis zuzuerkennen?

Philippe Albèra bei der "Happy New Ears"-Preisverleihung | Bildquelle: Astrid Ackermann Philippe Albèra bei der "Happy New Ears"-Preisverleihung | Bildquelle: Astrid Ackermann Hans Zender: Der Happy New Ears Komponistenpreis soll kein Preis für junge, noch zu entdeckende Leute sein - und auch kein Preis für ein Lebenswerk, respektive anerkannte Künstler/Publizisten. Dieser Preis ist für Menschen gedacht, die mitten drin sind in dem Kampf, sich zu etablieren. Daher finden sich zum Beispiel im aktuellen Programm der musica viva zwei Konzerte mit Werken Enno Poppes: Am 16. Februar 2012 spielt das Ensemble Mosaik zwei Ensemblestücke und tags darauf, am 17. Februar, steht die Uraufführung eines von der musica viva in Auftrag gegebenen Orchesterwerkes durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks an.

BR-KLASSIK: Es soll also keine Starthilfe im herkömmlichen Sinn sein?

Hans Zender: Nein, das ist es gerade nicht. Sonst müssten wir einen richtigen Wettbewerb ausschreiben, mit objektiven Auswahlkriterien und so weiter. Der "Happy New Ears"-Preis soll eine praktische Hilfe sein. Mir geht es vor allem darum, Licht in eine dunkle Ecke des Musiklebens zu bringen, denn es wird viel zu wenig für die lebenden Komponisten getan. Ich kann das nur als Privatmensch tun und daher hat dieser Preis vor allem einen symbolischen Sinn.

BR-KLASSIK: Die Preisverleihung am 28. Oktober 2011 in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ist aber öffentlich?

Hans Zender: Ja, natürlich, der ganze Preis ist öffentlich. Interessierte sind herzlich willkommen. Das Münchner Publikum ist so aufgeschlossen und ich bin so gerne in München, dass ich mir gewünscht habe, das Musikleben dort in puncto Neuer Musik ein ganz kleines bisschen zu bereichern.

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