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15 Jahre Kammeroper München Schubladen? Nein danke!

Die Kammeroper München feiert ihr 15-jähriges Bestehen. Ihr Programm zeichnet sich vor allem durch Werke aus, die nicht auf der großen Opernbühne gespielt werden. Durch das kleinere Format wird eine größere Publikumsnähe ermöglicht, denn es gibt keinen Orchestergraben, der die Zuschauer von der Bühne trennt.

Probenfoto. Thomas Lichtenecker (Sir Simon de Canterville), Flore van Meerssche (Virginia Otis) | Bildquelle: Tobias Melle

Bildquelle: Tobias Melle

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"Komplex. Flexibel. Jung im Geiste. Im besten Falle sind wir ein Geschenk. Da zählt nicht das Preis-Leistungsverhältnis." So beschreibt der Librettist und Regisseur Dominik Wilgenbus die Münchner Kammeroper. Gegründet wurde sie 2004 von dem Dirigenten Carlos Domínguez Nieto, der Flötistin Christiane Steffens und Christophe Gördes. Kurz darauf kamen Dominik Wilgenbus und Alexander Kampe dazu, der für die musikalischen Arrangements verantwortlich ist. "Die Grundidee war einfach eine Leidenschaft für das Format der Kammeroper – und aus dieser Leidenschaft, die wir Drei teilen, ist dann die Münchner Kammeroper sozusagen entstanden", sagt Christophe Gördes. Er ist nicht nur Leiter der Kammeroper, sondern auch noch als Klarinettist im Musikensemble tätig.

Castings mit rund 200 Sängern

Die Kammeroper verfügt seit zwölf Jahren über ein festes Orchester. Dennoch gibt es aber immer wieder junge Gastmusiker, die für einzelne Produktionen dazu geholt werden. Für die Auswahl der Sänger organisiert die Kammeroper Vorsingen vom Norden Deutschlands bis hinunter nach Österreich und in die Schweiz. Normalerweise werden über 200 Sänger angehört, um eine Handvoll darunter auszusuchen. Dabei liegt den Machern der Kammeroper der musikalische Nachwuchs besonders am Herzen. "Wir haben einfach ein Interesse mit jungen Leuten zu arbeiten, weil sie unverbraucht sind und wirklich fast alles mitmachen. Und außerdem Lust haben, Neues auszuprobieren", sagt Christophe Gördes.

Die Grundidee war einfach eine Leidenschaft für das Format der Kammeroper.
Christophe Gördes, Leiter der Münchner Kammeroper

Von Dowland bis Gershwin

Das Programm der Kammeroper München setzt sich aus einem Mix von unbekannten und neuen Stücken zusammen. Ein Spagat zwischen Rarität und Experiment. "Die Kammeroper ist unkonventionell, weil sie eigentlich in keine Schublade passt. Sowohl von der Orchesterbesetzung her als auch von der Möglichkeit der Stückauswahl", erklärt Johanna Soller, die Musikalische Leiterin der jetzigen Produktion. "'Das Gespenst von Canterville' ist eine völlige Neuschöpfung, das gibt es so nicht. Auch dass in einem Stück verschiedene musikalische Stilrichtungen vorkommen, ist anderenorts eigentlich nicht üblich." Im "Gespenst von Canterville" erklingt Musik der beiden englischen Komponisten Purcell und Dowland ebenso wie Werke von George Gershwin.

Romantik gegen Sachlichkeit

Probenfoto | Bildquelle: Tobias Melle "Das Gespenst von Canterville" an der Kammeroper München. Probenfoto | Bildquelle: Tobias Melle Die Geschichte spielt in einem Schloss. Insofern passt das Werk sehr gut zum Hubertussaal des Nymphenburger Schlosses, der Hauptspielstätte der Kammeroper München. Oscar Wildes Erzählung, die dem neu zusammengestellten Werk zugrunde liegt, repräsentiert den Gegensatz zwischen England und Amerika, der alten und der neuen Welt. Der Geist vertritt das alte England, eine poetische und romantische Welt, in der Spukgestalten noch ein Zuhause finden. Amerika steht für alles, was materialistisch und pragmatisch ist.

Hier gruseln sich die Menschen vor gar nichts mehr. Man kann ihnen auch keine Angst mehr einjagen, da sie überhaupt keinen Sinn für Romantik oder etwas Übernatürliches haben. "Das weiß natürlich schon Oscar Wilde, dass man nicht alle Amerikaner und alle Engländer in diesen Dingen über einen Kamm scheren kann", äußert sich Dominik Wilgenbus zum Konzept des Stücks. "Zeitlos und gültig ist immer noch die Frage: Wie klein oder wie weit wollen wir denn unsere Welt und das Leben sehen. Wollen wir das Übersinnliche, die Fähigkeit, zu träumen, uns auch gruseln zu lassen, zu spuken – wollen wir all das noch reinlassen in unser gieriges, egoistisches Rennen. Oder wollen wir es nicht anders haben."

Zum Jubiläum: "Das Gespenst von Canterville" an der Kammeroper München

"Das Gespenst von Canterville"
Komische Oper in zwei Akten nach Oscar Wilde
Musik von George Gershwin, Henry Purcell und John Dowland

Libretto von Dominik Wilgenbus
Regie: Dominik Wilgenbus
Musikalische Leitung: Johanna Soller
Solisten und Orchester der Kammeroper München

Premiere: 28. August 2019, 19:30 Uhr
im Hubertussaal, Schloss Nymphenburg

Informationen zu weiteren Terminen und Vorverkauf erhalten Sie auf der Homepage der Kammeroper München

Sendung: "Allegro" am 26. August 2019 ab 06:05 Uhr in BR-KLASSIK

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