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Das glänzenden Wunderinstrument Highlights der Flötenliteratur

In der Antike, also weit vor der Entstehung der modernen Silberflöte, ging es naturgemäß recht poetisch zu, etwa als die Panflöte "erfunden" wurde: Der Hirtengott Pan verliebt sich in die keusche Syrinx. Doch die verschmäht dessen Liebe und lässt sich in ihrer Not in ein Schilfrohr verwandeln. Pan ist außer sich, sein Atem streicht durchs Röhricht und er hört Unerwartetes: So berührend klingt es, dass er ein Schilfrohr schneidet, daraus eine Flöte schnitzt und auf ihr seine Weisen bläst. Kann ein Ursprungsmythos für ein Musikinstrument schöner sein?

Emmanuel Pahud Flötist | Bildquelle: © Josef Fischnaller

Bildquelle: © Josef Fischnaller

Bei seinem Willkommenskonzert als "Artist in Residence" wechselt Emmanuel Pahud an ein und demselben Abend vom Orchester- über den Kammermusiker hin zum Solisten im großen romantischen Konzert. Wir stellen Ihnen die Stücke dieses Konzerts vor, das am 23. Oktober auch live auf BR-KLASSIK übertragen wird.

Claude Debussy: Syrinx

Der französische Impressionist Claude Debussy hat in seiner Musik die Querflöte zum Sinnbild der mythischen Natur werden lassen. Zwei Werke stehen idealtypisch für seine Ästhetik, die er „geheimnisvolle Verbindung von Natur und Einbildungskraft“ nannte. Das Querflöten-Solo "Syrinx" stammt aus Debussys letzten, von Krankheit geprägten Lebensjahren kurz vor dem Ersten Weltkrieg und ist Teil einer Schauspielmusik zu dem Drama "Psyché" von Gabriel Mourey aus dem Jahr 1913. Längst hat sich dieses dreiminütige Solostück verselbständigt und ist zu einem festen Repertoirebestandteil eines jeden Flötisten geworden.

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Debussy: Syrinx for solo flute (Emmanuel Pahud) | Bildquelle: Warner Classics (via YouTube)

Debussy: Syrinx for solo flute (Emmanuel Pahud)

Claude Debussy: Prélude à L’aprèsmidi d’un faune

Das andere der beiden Flötenwerke markiert Debussys Durchbruch als Komponist: Das 1894 in Paris uraufgeführte "Prélude à L’aprèsmidi d’un faune" auf ein Gedicht von Stéphane Mallarmé mit seinen schweifenden, fast improvisatorischen Flötenkantilenen und ständig wechselnden Klangfarbenschattierungen des Orchesters polarisierte sogleich Publikum und Presse. Tatsächlich offenbart sich im Prélude erstmals die zitierte „geheimnisvolle Verbindung von Natur und Einbildungskraft“, es ist mit seiner Abkehr vom symphonisch-orchestralen Denken nichts weniger als das Hauptwerk des musikalischen Impressionismus.

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Debussy: Prélude à  l'aprés-midi d'un Faune | François-Xavier Roth & London Symphony Orchestra | Bildquelle: London Symphony Orchestra (via YouTube)

Debussy: Prélude à  l'aprés-midi d'un Faune | François-Xavier Roth & London Symphony Orchestra

Charles Gounod: Petite Symphonie

Charles Gounod, der vor allem als Opernkomponist Erfolge feierte, komponierte drei Symphonien. Die dritte und letzte Symphonie ist mit ihrer reinen Bläserbesetzung – Flöte sowie je zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte – eher der Kammermusik zuzurechnen und trägt daher nicht zu Unrecht den Titel "Petite Symphonie". Das Werk entstand 1885, als sich der knapp 70-Jährige vor allem mit Kirchenmusik und Oratorien beschäftigte. Gounod widmete die "Petite Symphonie" der Société de musique de chambre pour instruments à vent und deren Gründer, dem Flötisten Paul Taffanel, der auch den Flötenpart bei der Uraufführung 1885 spielte.

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Gounod : Petite symphonie pour vents (Orchestre philharmonique de Radio France) | Bildquelle: France Musique (via YouTube)

Gounod : Petite symphonie pour vents (Orchestre philharmonique de Radio France)

Ferruccio Busoni: Divertimento

Eine andere Perle der Flötenliteratur stammt aus den 1920er-Jahren und lebt ähnlich wie Gounods "Petite Symphonie" aus dem Geist des Klassizismus. "Divertimento" nannte Ferruccio Busoni sein kleines Flötenkonzert, und tatsächlich wird dieses einsätzige, in drei Abschnitte gegliederte Werk dem Geist des klassischen Divertimentos mit seinen Attributen "unterhaltsam", "heiter" und "tanzartig" überaus gerecht. Entstanden war das Divertimento 1920 in Zürich, wo Ferruccio Busoni seit 1915 im Exil lebte. Seine italienische Staatsbürgerschaft machte den in Berlin Schöneberg residierenden Komponisten zu Kriegsbeginn zum "feindlichen Ausländer".

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Davide Formisano plays Divertimento for Flute in B major op.52 by Ferruccio Busoni | Bildquelle: Mozartsflute (via YouTube)

Davide Formisano plays Divertimento for Flute in B major op.52 by Ferruccio Busoni

Carl Reinecke: Flötenkonzert D-Dur

Als Komponist blieb sich Carl Reinecke über die vielen Jahre treu, er komponierte im Mendelssohn-Stil und bediente dabei in knapp 300 Werken nahezu alle Gattungen. Ganz im Sinne der Romantik bildeten oft Märchenstoffe die Grundlage seiner Schöpfungen, und so verwundert es nicht, dass er auch in seinem D-Dur-Flötenkonzert dem Solisten als erste Spielanweisung den Hinweis "wie träumend" mit auf den Weg gab.

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Sébastian Jacot- Reinecke Flute Concerto | Bildquelle: Mattia Carugno (via YouTube)

Sébastian Jacot- Reinecke Flute Concerto

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