BR-KLASSIK

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Der Tenor Pavol Breslik Naturbursche mit Liebe zum Gesang

Als Kind hielt er "Turandot" für eine Rockband und entdeckte so die Klassik für sich. Der Tenor Pavol Breslik ist heute weltberühmt, aber viel mehr als ein Sänger: Naturbursche, Familienmensch und leidenschaftlicher Koch. BR-KLASSIK verrät er das Gulasch-Rezept seiner Mutter.

Tenor Pavol Breslik | Bildquelle: © Branislav Simoncik

Bildquelle: © Branislav Simoncik

1979 kommt Pavol Breslik in einem kleinen slowakischen Ort auf die Welt. Mit zwei Brüdern und seinen Eltern wächst er in einer Zweizimmerwohnung auf. Er erinnert sich an einen Weihnachtstag in der Kindheit: "Wir waren einkaufen, und plötzlich gab's Orangen! Um 7.00 Uhr früh standen wir in der Schlange. Das war dann was ganz Besonderes. Heute kann man alles rund ums Jahr kaufen." Mit 20 verlässt Pavol Breslik seine Heimat; ohne ein Wort Französisch zu sprechen, geht er nach Marseille, um dort Gesang zu studieren. Von dort erobert er als lyrischer Tenor die Bühnen der Welt.

Schicksalsschläge verändern seinen Blick auf die Dinge

Bereits als Kind verliert er einen Bruder, der als Baby stirbt. Ein anderer Bruder stirbt mit 20 an einem Tumor, und nur ein Jahr später kommt Pavol Bresliks Vater bei einem Autounfall ums Leben. "Das verändert den Blick auf die Dinge", erzählt der Sänger. "Früher wollte ich immer nur arbeiten, jetzt schätze ich die Zeit mit meiner Familie. Es gibt wichtigere Dinge im Leben als Arbeit, Geld oder neue Schuhe." Dieses Jahr feiert Pavol Breslik seinen 40. Geburtstag.

Je älter ich werde, desto mehr zieht es mich in die Slowakei zurück.
Pavol Breslik

Eine Kindheit auf dem Land

Pavol Breslik liebt lange Spaziergänge, seit Kurzem hat er einen Hund. Seine Großeltern hatten einen Hof auf dem Land mit Ziegen, Gänsen, Schafen, Kaninchen, Hühnern und Schweinen. Dort hat er als Kind viel Zeit verbracht. "Wir haben nie Gemüse oder Fleisch gekauft, sondern alles selbst gehabt. Einmal in der Woche haben wir Fleisch gegessen. Wir haben unsere Tiere wertgeschätzt, an Weihnachten haben sie besseres Futter bekommen." Auf dem Hof wurden die Tiere auch geschlachtet. Einmal war der Junge dabei: "Opa hat gesagt, komm, halte das Schaf, als er den Schnitt gemacht hat. Und als es dann noch gezuckt hat, war das schwer für mich – auch weil ich Fleisch mag."

Durch "Turandot" zur Oper gekommen

Szene aus "Die verkaufte Braut" | Bildquelle: Bayerische Staatsoper/W. Hösl Bildquelle: Bayerische Staatsoper/W. Hösl Musikforscher war Pavol Breslik schon als Kind. Zuhause gab es nicht viele Platten, also ging er in die Bibliothek und lieh sich Alben von Queen, Madonna, Prince oder Michael Jackson aus. Da entdeckte er eine Platte mit dem Titel "Turandot", möglicherweise eine neue Band? Und da war es dann um den neunjährigen Pavol geschehen: Bereits nach einer Woche konnte er alles auf diesem Best of der Puccini-Oper mit Joan Sutherland, Luciano Pavarotti und Montserrat Caballé mitsingen. Das Gefühl, wenn Orchester, Chor und Sänger zusammenkommen: "Gänsehaut". Jetzt steht er selbst auf der Opernbühne, zuletzt an der Bayerischen Staatsoper als Hans in Smetanas "Die verkaufte Braut".

Die Playlist von Pavol Breslik

Noch heute liebt er gute Pop- und Rockmusik. Auf seiner Playlist stehen Joni Mitchell ("Da bleibt die Zeit draußen vor der Tür"), Queen ("Das hat mein Papa in den 80ern gehört"), Edit Piaf ("Mit ihr bin ich durch die kleinen Straßen von Paris im Regen spaziert und fühlte mich in ihre Zeit versetzt") oder Bob Marley ("Das höre ich jeden Morgen unter der Dusche.") Jazz- und Popgesang bewundert er. Mit dem Münchner Rundfunkorchester hat er sich erstmals an das Genre gewagt und Blut geleckt. "Ich habe Lust auf mehr!"

Leidenschaft für Herd und Garten

"Ich liebe kochen und ich bin ein guter Koch – sagen die Kollegen und die Familie." Am liebsten kocht Pavol Breslik Gulasch, vor den Schlussproben einer neuen Inszenierung auch mal für das ganze Team zum Gulaschessen. Bei Smetanas "Die verkaufte Braut" im Dezember an der Bayerischen Staatsoper waren es sieben Kilo Fleisch für Alle. Der Sänger interessiert sich auch für die Geschichte des Kochens, er geht in Antiquariate und kauft alte Kochbücher. "Mein ältestes ist von 1711, das kann ich aber nicht lesen."

Außerdem arbeitet der Tenor leidenschaftlich gern im Garten. "Ich liebe es, mit meinen Händen in der Erde zu wühlen. Das war ein großer Teil in meinem Leben, bei meiner Oma gab es Beete mit Blumen und Gemüse. "Mein Traum ist ein Häuschen mit Garten, wenn ich mal Zeit habe und nicht mehr singen werde. Dann will ich einfach nur dort sein, mit dem Hund spazieren gehen, Bob Marley und Joni Mitchel hören."

Gulasch á la Mama Breslik

Zutaten

  • saftiges Rindfleisch (für "Die verkaufte Braut"-Mannschaft der Staatsoper brauche ich ca. 7 Kilo)
  • Zwiebel (Wieviel Fleisch, so viel Zwiebel!)
  • Butterschmalz
  • Paprikapulver
  • Majoran
  • Kümmel
  • Rotwein
  • Salz und Pfeffer
  • schwarzes Brot
  • Letscho á la Mama


Vorbereitung

Das Rindfleisch sollte saftig sein, dafür nehme ich immer Wade, Oberschenkel oder Schulter – die Menge ist von den zu bewirtenden Personen abhängig.

Zwiebel! Ganz wichtig. Das gibt dann ganz viel Saft, und ich brauche beim Kochen kein Wasser. Zwiebeln mit Knoblauch röste ich in Butterschmalz bis alles glasig ist. Dann bestreue ich alles mit süßem Paprikapulver, Majoran und Kümmel und gebe das Fleisch dazu. Ich lasse alles ein bisschen anrösten, so lange, bis das Fleisch Saft rauslässt und gebe dann ein bisschen Rotwein dazu. Das alles dünste ich ganz langsam auf niedriger Temperatur.

Am Ende, wenn das Fleisch fast fertig ist, gebe ich Letscho hinzu, das meine Mama jeden Sommer selber macht. Letscho ist eine Mischung aus Paprika und Tomaten, die man ganz langsam zusammen einkocht. Sterilisiert hält es lange und schmeckt auch mit anderen Gerichten lecker. Das Letscho püriere ich, weil ich es nicht mag, wenn Gemüsestücke drin sind. Das gibt dem Gulasch einen sehr guten Geschmack.

Wenn das Fleisch gar ist, würze ich das Gulasch mit Salz und Pfeffer - fertig. Dann alles einfach mit Knödel oder wie ich, mit schwarzem Brot, genießen.

Tipp

Aufgewärmt ist es noch besser, deswegen koche ich es auch einen ein Tag vorher. 

Pavol Breslik ist zu Gast in der Sendung "Meine Musik" am Samstag, 12. Januar 2019

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