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Pianistin Sophie Pacini zum Anhören Zwischen Wäschebergen und Konzertpodien

Ihre Karriere gleicht einem Sprint: Studium am Mozarteum mit zwölf, ECHO-Klassik mit 23. Dazwischen regelmäßige Wettbewerbserfolge, Abschluss mit Auszeichnung, Konzerte in aller Welt. Ihr Klavierspiel überzeugt - selbst eine Martha Argerich, der sie sogar eine Entschuldigung entlockte.

Sophie Pacini | Bildquelle: Roland Breitschuh

Bildquelle: Roland Breitschuh

Wäscheberge und E-Piano

Ein Hotel in Italien, eine schlechtgelaunte Argerich, eine hartnäckige Pacini und fünf Stunden Wartezeit. Diese Umstände führten zu einer langjährigen musikalischen Freundschaft zwischen Martha Argerich und Sophie Pacini. Bis heute besucht die große, als sehr distanziert geltende Pianistenlegende die junge Kollegin jedes Mal, wenn sie in München ist. Dann sitzen sie zusammen, spielen Klavier, diskutieren über Musik. Wenn die Argerich dann doch mal üben muss, geht sie in Sophies Schlafzimmer, setzt sich ans E-Piano und stört sich nicht im Geringsten am ungewohnten Instrument oder an den herumliegenden Wäschebergen.

Sophie Pacini sagt, Martha Argerich habe ihr die letzte Bestätigung gegeben, ihren Weg einzuschlagen. Der vielleicht wichtigste Ratschlag, den ihr die erfahrene Konzertpianistin mit auf den Weg gegeben habe: Zeig' dem Publikum deine Wahrheit. Voller Selbstbewusstsein, mit deinen Emotionen und Geschichten im Kopf.

In diesem Moment dachte ich: So möchte ich auch mal werden.
Sophie Pacini über den Moment, als sie zum ersten Mal Martha Argerich mit einer Ungarischen Rhapsodie im Radio hört - auf BR-KLASSIK

Das erste Treffen mit Martha Argerich - und eine Entschuldigung

Sophie Pacini ist ein Teenager, als sie mit ihrer Familie Urlaub in der italienischen Geburtsstadt ihres Vaters macht. Der Zufall will es, dass zur selben Zeit ausgerechnet Martha Argerich ein paar Zimmer weiter wohnt. Sophie wittert ihre Chance - sie will die legendäre Pianistin unbedingt treffen und ihr vorspielen. Dafür wartet sie zunächst drei Stunden in der Hotellobby. Als die Argerich kommt, will sie jedoch nichts von dem klavierspielenden Mädchen wissen. Sophie versucht ihr zu erklären, wer sie sei und dass sie aktuell immerhin die h-Moll Sonate von Franz Liszt spiele. Doch die berühmte Tastenlöwin verlässt einfach den Raum.

Pianistin Sophie Pacini zusammen mit der Pianistin Martha Argerich zuhause | Bildquelle: © Privatarchiv Sophie Pacini Bildquelle: © Privatarchiv Sophie Pacini Sophie bleibt hartnäckig und wartet weitere zwei Stunden. Und die Argerich kommt tatsächlich wieder: "Nun, dir ist ja offenbar nicht zu helfen. Dann spiel." Als Sophie ihre Sonate zu Ende spielt, umarmt sie das große Vorbild, gibt ihr einen Kuss auf die Wange und meint: "Erzähl mir von dir. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich so etwas heute noch zu hören bekomme. Entschuldige meine Art von vorhin."

Klavierunterricht an der Seite des Vaters

Die ersten Schritte am Klavier unternimmt Sophie an der Seite ihres Vaters - da ist sie sechs Jahre alt, und der Vater ergreift die Chance, seine musikalische Leidenschaft wiederzubeleben. Der Literaturprofessor hatte einmal Harmonium gespielt, und nimmt jetzt zusammen mit seiner Tochter Klavierstunden, bei derselben Klavierlehrerin. Mit acht Jahren allerdings, so erinnern sich die beiden, überholt Sophie ihren Vater und gewinnt ihren ersten Preis - beim Steinway Wettbewerb in München. Der Vater gibt auf.

Als achtjähriger Stöpsel konnte ich noch nicht einmal den Flügel überblicken. Aber das war der Moment, in dem ich mich in den Beruf 'Pianistin' verliebt habe.
Sophie Pacini

Italienisch-deutsche Powerfrau

Sophie Pacinis Laufbahn ist nicht das Ergebnis detaillierter Planung - sie setzt sich Ziele und arbeitet dann ehrgeizig daran, diese auch zu erreichen. Trotzdem wird sie immer wieder von ihren eigenen Erfolgen überrascht: Vor zwei Jahren durfte sie sich über ihren ersten ECHO Klassik freuen, davor wurden ihr der Prix Groupe Edmond de Rothschild verliehen, sowie die Förderpreise des Deutschlandfunks und des Bremer Musikfests. Ihr aktuellster Erfolg: der Gewinn des "Young Artist of the Year Award" bei den International Classical Music Awards (ICMA) 2017.

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