BR-KLASSIK

Inhalt

Ludwig van Beethoven Große Fuge B-Dur op. 133

Nicht jedes Werk, dem aufgrund seines Umfangs das Attribut "groß" im Namen vorangestellt wird, ist auch musikalisch großartig. Im Fall von Beethovens Streichquartett op. 133, der "Großen Fuge", ist es so.

Porträt Ludwig van Beethoven | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Das starke Stück

Beethoven - Große Fuge B-Dur op. 133

In Beethovens Kammermusikwerk spielen die 16 Streichquartette eine wichtige Rolle. In ihnen zeigen sich die kontrapunktischen Fähigkeiten des Komponisten ebenso wie die Ausdruckskraft seiner musikalischen Sprache. Die "Große Fuge" in B-Dur ist ein besonders unkonventionelles Beispiel von Beethovens Kunstfertigkeit in der Komposition für Streichquartett.

Freiheit trotz Strenge

Die "Große Fuge" ist nicht irgendein Stück. Gerade deshalb kommt es darauf an, nicht in (Ehr-)Furcht vor dem Monster zu erstarren. Das gilt für Zuhörer wie für Interpreten: Wer gerade vor Beethovens späten Quartetten - und dabei besonders der "Großen Fuge" - wie die Maus vor der Schlange steht, der hat schon verloren.

Beethoven zäumt sein Pferd von hinten auf. Die eigentliche Fuge beginnt mit einem freistehenden Kontrapunkt, der sich schnell verdichtet. Da ist jedes Quartett-Mitglied gleichermaßen gefordert. Fugen, behauptete Beethoven, seien einfach - während seiner Studienzeit habe er genug geschrieben. Tatsächlich tat sich Beethoven schwer, die kontrapunktische Meisterschaft in seinen musikalischen Ausdruckswillen zu überführen. ´

Dass man der "Großen Fuge" analytisch kaum beikommen kann, liegt auch daran, dass Beethoven sein Material zwar streng entwickelt und beinahe stur über eine gute Viertelstunde führt, sich gleichzeitig aber alle Freiheiten des Arrangements nimmt. Jene Freiheit inklusive, Inseln himmlischster Ruhe und durchaus trügerischen Friedens zu schaffen. Momente übrigens, in denen man sehr leicht hören kann, wie viel Franz Schubert etwa daraus gelernt hat.

Finessen in Beethovens Notation

Noch immer stellt die "Große Fuge" eine Menge Fragen an die Musiker. Beethoven mag den Großteil seines Gehörs verloren haben - seine Klang-Vorstellungen wurden dadurch nur geschärft. Dafür sind die vielen Finessen in der Notation Beweis: überdeutliche Ausführungsvorschriften, ungewöhnliche Schreibweisen. Deshalb wird die "Große Fuge" immer neu klingen - weil jedes Quartett nicht nur eine eigene Haltung entwickeln, sondern seine eigene Fassung spielen muss.

Musik-Info

Ludwig van Beethoven: Große Fuge für zwei Violinen, Viola und Violoncello B-Dur, op. 133

Alban Berg Quartett
Label: EMI Classics

Mehr Kammermusik

    AV-Player