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Ludwig van Beethoven Streichquartett G-Dur, op. 18 Nr. 2

Beethovens Zögern, Quartette zu komponieren, war auf Respekt gegründet, war doch Joseph Haydn bis dato als unumstrittener Meister der Gattung anerkannt. Nun musste Beethoven mit dem op. 18 in die Fußstapfen seines Lehrers treten.

Porträt Ludwig van Beethoven | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das starke Stück

Beethoven - Streichquartett G-Dur, op. 18 Nr. 2

Am 10. November 1792 trifft in Wien ein junger Mann aus Bonn ein: Ludwig van Beethoven ist 22 Jahre alt und voller Ehrgeiz. Er will bei Joseph Haydn Komponieren studieren und darüber hinaus in Wien Fuß fassen. In der damaligen Musikhauptstadt Europas lebten viele spendable adlige Musikliebhaber, die Werke in Auftrag gaben und Komponisten dafür fürstlich entlohnten.

Kontakt zum Fürsten Lobkowitz

Joseph Haydn | Bildquelle: Wikimedia Commons Joseph Haydn | Bildquelle: Wikimedia Commons Die erste Zeit in Wien ist Beethoven eher als Klaviervirtuose denn als Komponist bekannt. Die Lage ändert sich, nachdem Josef Haydn seinem Schüler den Kontakt zum Fürsten Joseph Lobkowitz vermittelt. Lobkowitz wird zum wichtigsten Förderer Beethovens. Der musikbegeisterte Fürst hat den größten Raum seines Wiener Palastes zum Konzertsaal ausbauen lassen und unterhält  ein eigenes Orchester. Lobkowitz gibt  so viel Geld für seine Musikliebhaberei aus, dass er 1813 Pleite gehen wird.
1798 waren solche Sorgen für ihn jedoch undenkbar. In dem Jahr erteilte der Fürst zwei Aufträge für jeweils sechs Streichquartette. Der eine Auftrag ging an Joseph Haydn, der andere an dessen Schüler, das vielversprechende Nachwuchstalent Ludwig van Beethoven. Ob den Fürsten der Versuch reizte, den Lehrer gegen den Schüler zu stellen, oder wollte er Tradition und Moderne vergleichen? Die Musiker des Szymanowsky Quartetts gingen der Frage nach. Sie haben das G-Dur-Quartett von Haydn, op. 77, und das G-Dur-Quartett von Beethoven, op.18, absichtlich in einem Konzertprogramm aufgeführt.

"Auf späte Haydn-Quartette hat das Publikum gewartet, auf ein neues Quartett. Und dann kam Beethoven und wir haben festgestellt: Er wollte unbedingt in diesem Wiener Stil komponieren, er wollte es zeigen - ja, ich kann es auch so. Aber dann haben wir festgestellt, wie viel voller die Partitur schon war, was für unglaubliche Wendungen da auftreten, die bei Haydn nie passieren würden." (Gregorz Kotow, 2. Violonist beim Karol Szymanowski Quartett)

Der 28-jährige Beethoven sucht hier wohl nach seinem eigenen Stil. Das Quartett Nr. 2 beginnt so geschmeidig und elegant, dass es auch das Komplimentierungsquartett genannt wurde, sprich: galant und verbeugend, ganz im Sinn der Divertimento-Tradition des 18. Jahrhunderts. Der Einfluss Haydns sei unüberhörbar, sagt Gregorz Kotow. Allerdings bereits im zweiten Satz, dem Adagio, bricht Beethoven mit Traditionen und stößt augenzwinkernd die Hörer vor den Kopf.

"Wenn man dieses Adagio hört, den langsamen Satz am Anfang, dann würde niemand denken, dass in der Mitte so etwas passiert. Das ist wieder Beethoven, das ist wieder überraschend." (Gregorz Kotow)

Heiterkeit vs. Dramatik

Beethovens Humor entfaltet sich im dritten und vierten Satz . Sie bestehen aus lauter Heiterkeit, klingen ausgelassen und unbeschwert. Doch auch im letzten Satz gibt es dramatische Einlagen, die im Kontrast zum leichten, heiteren Grundtenor stehen.

Porträt Ludwig van Beethoven | Bildquelle: picture-alliance/dpa Beethoven-Büste | Bildquelle: picture-alliance/dpa Joseph Haydn hatte von den sechs bestellten Quartetten nur zwei geschaffen, peu á peu zog sich der Komponist aus dem musikalischen Leben zurück. Für Beethoven wurden seine ersten sechs Quartette op. 18 hingegen zu einem Neuanfang und einem Schaffenslaboratorium. Erst 1801, nach zahlreichen Überarbeitungen und Kürzungen gab er sie für den Druck frei und vermerkte dazu in einem Brief: "Erst jetzt kann ich endlich Quartette schreiben". Die sechs Quartette op. 18 widmete Beethoven seinem Förderer, dem Fürsten Lobkowitz. Dieser bedankte sich für die Widmung denn auch fürstlich: mit einer Leibrente von jährlich 600 Gulden und einer Schenkung von vier kostbaren Streichquartett-Instrumenten aus den Werkstätten von Guarneri und Amati.  

Musik-Info

Ludwig van Beethoven -
Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello G-Dur, op. 18, Nr. 2

Karol Szymanowski Quartett
Label: CAvi-music

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