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Ludwig van Beethoven Streichtrio op. 9 Nr. 1

Die Streichtrios aus Beethovens jungen Jahren gehören zu den Stücken, die man eher selten zu hören bekommt. Als unerreichbare Referenz galt lange Zeit die Einspielung des Geigers Jascha Heifetz mit dem Bratschisten William Primrose und dem Cellisten Gregor Piatigorsky. Nun gibt es eine neue Aufnahme vom Zimmermann Trio. Mit dem Cellisten Christian Poltéra sprach Ulrich Möller-Arnsberg über Beethovens Streichtrio op. 9 Nr. 1.

Stich von Johann Joseph Neidl nach einer Zeichnung von Gandolph Ernst Stainhauser von Treuberg | Bildquelle: Beethoven-Haus Bonn

Bildquelle: Beethoven-Haus Bonn

Ludwig van Beethoven

Streichtrio op. 9 Nr. 1

Mit einem majestätischen Adagio-Auftakt beginnt das Streichtrio op. 9 Nr. 1. Beethoven tritt damit aus dem Schatten Mozarts, an dessen Divertimento für Streichtrio er sich zunächst orientiert hatte. Während seine früheren Streichtrios op. 3 und op 8 noch den Unterhaltungs-Charakter mozartscher Prägung aufgreifen, tritt Beethoven hier als der eigene Meister der Streichtrio-Gattung hervor.

"Ja, es ist wirklich erstaunlich, wieviel man vom späteren Beethoven hier schon entdecken kann. Das ist nicht so ein kleines Gelegenheitswerk. Das ist wirklich ernst gemeint - und ein großes Stück ." (Christian Poltéra)

Christian Poltera | Bildquelle: Christian Poltera, Fotograf: Nikolaj Lund Christian Poltéra unterwegs mit seinem Cello | Bildquelle: Christian Poltera, Fotograf: Nikolaj Lund Was gleich im ersten Satz deutlich auffällt: Die Violine wird in der Melodieführung vom Cello immer wieder abgelöst, während die Bratsche allein für die harmonische Basis verantwortlich ist. Gegenüber der Streichquartett-Besetzung treten die Stimmen im Streichtrio wesentlich solistischer auf. Das macht die Besetzung empfindlicher, was die Balance des Ensemble-Klangs angeht, sagt Poltéra. Eine Herausforderung, die von den Musikern sowohl großes solistisches Können erfordert, als auch große kammermusikalische Erfahrung.

"Beim Streichtrio hört man jede Nuance von jedem Instrument zu jeder Zeit. Also da kann sich keiner auch nur eine Sekunde verstecken." (Christian Poltéra)

Nach dem sprühenden Allegro Con brio des ersten Satzes, beginnt das langgezogene Thema des zweiten Satzes in strahlendem E-Dur, aber dann gibt es eine überraschend Wendung nach cis-Moll. Nicht nur die Musik erfährt in Beethovens Streichtrio op. 9 Nr. 1 Takt für Takt überraschende Wendungen. Auch die Sätze sind von gegensätzlichem Charakter. Nach dem introvertierten langsamen Satz überrascht das nachfolgende Scherzo mit extrovertierter Eleganz. 

"Da könnte man ein paar Takte lang meinen, dass man es mit einem Haydn zu tun hat: Freude, Energie, Aggression. Aber es geht dann noch mehr ans Eingemachte als es bei Haydn der Fall war."  (Christian Poltéra)

Der letzte Satz von Beethovens Streichtrio op. 9 mag einen für einen Moment an die filigrane Streichermotivik von Mendelssohns Sommernachtstraum erinnern. Aber Vorsicht, sagt Cellist Christian Poltéra: Auch wenn dieses Presto anfangs so leichtfüßig ist, es ist dann doch im Laufe des Satzes eben ein echter Beethoven, über den man leicht hinwegstolpert, wenn man ihn zu schnell nimmt.

Musik-Info

Ludwig van Beethoven: Streichtrio op. 9 Nr. 1

Trio Zimmermann
Frank Peter Zimmermann (Violine), Antoine Tamestit (Viola),  Christian Poltéra (Cello)

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